Sie ist die zweitlängste U-Bahnlinie Berlins nach der U7, sie verbindet die historische Mitte mit ihren touristischen Höhepunkten mit Hönow im Osten der Stadt. Sie verfügt über 26 Stationen und wurde am 21. Dezember 1930 eröffnet. Erst am 4. Dezember 2020 wurde die Linie in ihrer bestehenden Form fertiggestellt. Das letzte Teilstück zwischen Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor brauchte 12 Jahre, mehrere Bohrköpfe der sogenannten Bärlinde und über eine halbe Milliarde Euro, bis es ans Netz ging. Mit dieser Tour stelle ich dir die touristischen Highlights entlang der U-Bahnlinie U5 vor.
Für meine Tour entlang der meisten der 26 Stationen benötigst du einen Tag, wenn du einzelne Sehenswürdigkeiten länger besuchen möchtest, natürlich entsprechend länger. Ich stelle dir hier zu jeder Station zwischen Hauptbahnhof und Lichtenberg spannende Ziele vor – ergänzt um die Stationen „Tierpark“ und „Gärten der Welt“.
Die Linie U5 beginnt in Hönow, wir starten mit unserer Tour aber an der Station Kienberg (Gärten der Welt). Hier bekommst du eine Sehenswürdigkeit, die du sonst nur in den Bergen erwarten würdest:: eine Seilbahn, die von der Berliner Verkehrsgesellschaft BVG betrieben wird. Und sie führt tatsächlich auf einen Berg – für Berliner Verhältnisse – auf den Wolkenhain mit einer tollen Aussicht auf die Ostbezirke der Stadt und auf das Gelände der ehemaligen Internationalen Gartenschau IGA, heute die Gärten der Welt – hier lohnt ein Besuch sehr, aber bitte Zeit mitbringen.
Den nächsten Halt empfehle ich am Tierpark Berlin: er ist weitläufiger als der Zoologische Garten und ein Park, der seinen Namen verdient. Großzügig angelegt umzieht er auch das Areal von Schloss Friedrichsfelde, er lädt zum Bummeln, Spazieren, Chillen und Bestaunen der Tiere ein, die hier im Freiland oft großzügige Rückszugsflächen vorfinden.
Weitere zwei Stationen später erreichen wir den Bahnhof Lichtenberg – hier beginnen wir nun mit unserer Tour und machen an jedem Bahnhof kurz Halt: Ich verspreche, es gibt überall etwas zu sehen. Der Bahnhof Lichtenberg ist U-Bahnhof, S-Bahnhof und Regionalbahnhof zugleich – ich empfehle schon einen Blick auf die Bahnanlage mit ihrem historischen Reisezug aus DDR-Zeiten, der hier immer noch parkt.
Eine Sehenswürdigkeit wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt ist die Gedenkstätte der Sozialisten, noch heute legen hier die Linken regelmäßig Kränze nieder, um großen Sozialisten wie Luxemburg und Liebknecht zu gedenken. Auch gastronomisch darf ich dir einiges empfehlen: Ein kleines unscheinbares Café zum Beispiel Mocca und Eis, das gerade in heißen Sommertagen zur Höchstform aufläuft. Dann ist da noch mein absoluter Lieblingsgrieche, das Restaurant Athos und gleich um die Ecke die Bar Morgen wird besser, die dich alle Sorgen vergessen lässt. Ein Craftbeer bekommst du auch im Schwalbenschwanz im Weitlingkiez auf der anderen Seite des Bahnhofs.
Nächster Halt: Magdalenenstraße
Hier tauchst du ein in die Geschichte und in die Stasi-Vergangenheit der DDR: Das Ministerium für Staatssicherheit und Erich Mielke hatten hier ihren Hauptsitz, heute kannst du die historischen Räume besuchen und das Stasimuseum erzählt die Geschichten von Bespitzelung, Verfolgung und unrechtmäßiger Inhaftierung. Gleich nebenan werden die Unterlagen der Staatssicherheit aufbewahrt, eine Einsicht in die Akten kann jeder bekommen und beantragen.
Nächster Halt: Frankfurter Allee
Der Bahnhof ist ein wichtiger Umsteigebahnhof – hier kreuzt die unterirdische U-Bahn die oberirdische Ringbahn mit ihren Linien S41 (im Uhrzeigersinn) und S42 (gegen den Uhrzeigersinn) Richtung Ostkreuz bzw. Richtung Prenzlauer Berg. Gerade den Ausflug zum Ostkreuz kann ich bei Gelegenheit empfehlen: Hier findest du ein mediterranes Restaurant, das mir sehr ans Herz gewachsen ist: Die Auszeit. Wenige Gehminuten nördliche vom Bahnhof Frankfurter Allee kannst du im Futura riesige Pizzen mit Craftbeer genießen, wenige Gehminuten südlich empfehle ich ein kleines Café Aunt Benny.
Nächster Halt: Samariterstraße
Von hier gelangst du direkt ins touristische Partyviertel Friedrichshains: In den Simon-Dach-Kiez – mir ist es ehrlich gesagt hier nicht mehr zum Feiern zumute, es ist einfach zu voll geworden. Ich würde eher am späten Nachmittag durch den ein oder anderen Laden streifen oder in ein Café oder in eine der Kiez-Kneipen einkehren. Zwei kleine Geschäfte, die nah am Bahnhof liegen, besuche ich gerne und möchte ich deshalb exemplarisch herausgreifen: Im Pfefferhaus kannst du deine heimischen Gewürze wieder auffrischen und neue scharfe Sachen entdecken, gleich nebenan im O’Donnel gibt es eher die scharfen Brände basierend auf dem Weizenkorn.
Nächster Halt: Frankfurter Tor
Mit dem Frankfurter Tor gemeint ist natürlich Frankfurt / Oder – bis zum Frankfurter Tor verläuft ein Prachtboulevard Richtung Osten ausgehend von der Mitte Berlins. Der Prachtboulevard zieht sich über zwei Kilometer schnurgerade Richtung Westen, an den beiden Straßenseiten flankiert von fünf großen Wohnblöcken mit bis zu 13 Stockwerken. Die beiden Kuppeln des Frankfurter Tores sind den Kuppeln auf dem Gendarmenmarkt nachempfunden. Von hier aus kannst du dich auch im Nu in meine Tour durch Friedrichshain bis zum Ostkreuz einklinken, es gibt hier viel zu entdecken!
Nächster Halt: Weberwiese
Waren wir eben erst am Frankfurter Tor, so muss ich zugeben: Hier an der Weberwiese stand das Frankfurter Tor vor den Kriegswirren – rund 800 Meter von der heutigen Station dieses Namens entfernt. Der Bahnhof wurde im Krieg völlig zerstört und musste neu errichtet werden, er führt die Treppen hinauf auf die Karl-Marx-Allee – mitten auf den oben beschriebenen Prachtboulevard. Ich empfehle einen Besuch im historischen Umspannwerk Ost: In den historischen Traforäumen findet sich heute ein Lokal, in dem du zum Beispiel gute Burger genießen kannst.
Nächster Halt: Strausberger Platz
So einen prächtigen Boulevard wie die Karl-Marx-Allee errichteten auch die Politiker der DDR nicht ohne Schmerzen: Die Bauarbeiter gingen wegen der schlechten Arbeitsbedingungen auf die Barrikaden, markantes Datum: der 17. Juni 1953, das Datum des Aufstands der Arbeiter gegen die Staatsmacht, die Aufstände fanden wohl auch hier einen Auslöser. Wie wir alle wissen, wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen – die Geschichte kannst du wenige Gehminuten vom Bahnhof Strausberger Platz im Café Sibylle nachempfinden.
Nächster Halt: Schillingstraße
Gleich drei zentrale Gebäude lohnen einen Besuch in der Nähe dieses Bahnhofs: Wir beginnen mit dem Haus der Statistik, einige Gehminuten dem Boulevard Richtung Mitte folgend. Es entstand 1968–1970 als Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Nach dem Fall der Mauer nutzten verschiedene Behörden das Hochhaus, seit 2008 steht es nun leer. Aktuell sind hier immer wieder Ausstellungen zu sehen. Dazu lohnt ein Besuch des prachtvollen Kinos Kino international oder dem Café Moskau, heute noch ein beliebter Ort für kleine und grö0ere Events und Veranstaltungen.
Nächster Halt Alexanderplatz
Hier am Alexanderplatz endete die U5 noch bis vor wenigen Jahren – heute führt sie weiter bis zum Hauptbahnhof, dem so genannten Lückenschluss der U5 habe ich einen eigenen Blogeintrag gewidmet. Rund um den Alexanderplatz, dem Herzen des früheren Ost-Berlins gibt es viel zu sehen, hier nur einige exemplarische Ideen für deinen Besuch des Platzes. Zentraler Treffpunkt ist zumeist die Weltzeituhr, hier hat wohl jeder schon mal auf einen Freund oder eine Freundin gewartet. Vom Fernsehturm hast du einen überragenden Ausblick auf die Stadt und gleich um die Ecke empfehle ich das kleine unscheinbare Marcus-Bräu, die kleine Hausbrauerei darf gerne als Startpunkt zu meiner Craftbeer-Tour durch Berlin dienen.
Nächster Halt: Rotes Rathaus
Die U-Bahnstation Rotes Rathaus ist eine der ersten, die beim Lückenschluss der U5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor fertiggestellt wurde. Beim Bau der unterirdischen Station ist man auf unzählige Fundamente alter Häuser gestoßen, denn hier war mal Berlins historische Mitte. Im Roten Rathaus hat noch der bzw. aktuell die Regierende ihren Sitz, der prachtvolle Bau ist jetzt direkt per U-Bahn erreichbar. Gleich dahinter schließt sich das feine Nikolaiviertel mit der Nikolaikirche an, das schon zu DDR-Zeiten wieder aufgebaut wurde. Vier Restaurants mit originaler Berliner Küche kann ich dir hier empfehlen: Mutter Hoppe mit traditioneller Musik am Abend, den Paddenwirt mit sehr guter Ente, den traditionellen Nussbaum noch heute betrieben von der gleichen Familie, wie zu DDR-Zeiten oder das Brauhaus Georgbräu mit einem hervorragenden Hausbier.
Nächster Halt: Museumsinsel
Der U-Bahnhof Museumsinsel ist der für mich prachtvollste Bahnhof geworden – er hat einen funkelnden Sternenhimmel geschenkt bekommen, der an Schinkel und sein Bühnenbild der Zauberflöte erinnern soll. Wenn du hier aussteigst, kommst du direkt zu den Museen der Stadt, aber auch zum Humboldt-Forum, das in der rekonstruierten Fassade des Berliner Stadtschlosses zum weltkukturellen Zentrum geworden ist. Das preußische Stadtschloss hat die DDR-Regierung seiner Zeit sprengen lassen, auch wenn es nur mäßig zerstört war. Ein Portal ließen die Sozialisten vorher sichern und in ihr Staatsratsgebäude nebenan wieder einbauen. Welche Gebäude noch zur sozialistischen Hauptstadt zählen, erfährst du hier in einer eigenen Tour in meinem Blog.
Nächster Halt: Unter den Linden
Der Bahnhof Unter den Linden ist ein prachtvoller Umsteigebahnhof zur U6 geworden, die hier die U5 kreuzt. Er liegt direkt unter dem gleichnamigen Boulevard Unter den Linden, der hier die Friedrichstraße kreuzt. Die Straße ist Shopping-Meile seit je her, ich besuche gerne das Kulturkaufhaus Dussmann gleich um die Ecke,. Du landest aber auch im Nu am Checkpint Charlie oder im Mauermuseum am Checkpoint. Wenn du ein wenig Zeit übrig hast, steig kurz in die U6 und schau dir auch den Bahnhof Friedrichstraße an, seine Geschichte als Grenzbahnhof erzählt die Ausstellung Grenzerfahrungen im so genannten Tränenpalast gleich neben dem Bahnhof.
Nächster Halt: Brandenburger Tor
Der Bahnhof Brandenburger Tor erzählt Geschichte, auch wenn es sich bei dem U-Bahnhof um keinen historischen Bahnhof handelt, lediglich der S-Bahnhof, der übrigens früher „Unter den Linden“ hieß, ist historisch. Natürlich kennst du die Geschichten, die sich um das weltberühmte Tor und die Deutsche Einheit ranken und so schicke ich dich gerne von hier aus auf meine Tour entlang der früheren Berliner Mauer – ein ganz eigenes Kapitel meines Blogs. Von hier aus kannst du aber auch schnell auf eine Tour durch den Berliner Tiergarten starten, sehenswert ist wenige Gehminuten südlich auch das so genannte Holocaust-Mahnmal.
Nächster Halt: Bundestag
Vom Bahnhof Bundestag direkt am Reichstagsgebäude kannst du ganz einfach in eine Tour durch das Regierungsviertel starten, die ich dir hier als Spaziergang beschrieben habe. Wenn du in die Historie eintauchen möchtest, empfehle ich dir sommertags am Abend die Multimedia-Installation direkt am Spreeufer. Auch die ARD hat um die Ecke ihr Hauptstadtstudio, um nah mit dem Ohr an der Politik zu sein – du kannst ein bisschen Medienluft schnuppern und das Café Die Eins im Gebäude des Hauptstadtstudios besuchen. Fast einen Geheimtipp habe ich auch noch: Die Böse Buben-Bar. chillen und Kaffee trinken, vielleicht etwas lesen, wenige Gehminuten entfernt auf der anderen Seite der Spree.
Endstation, alle aussteigen: Hauptbahnhof
Wir sind am Ziel unserer U-Bahn-Tour angekommen, am Hauptbahnhof. Früher stand hier der Lehrter Stadtbahnhof, letzter Halt im früheren West-Berlin. Die U5 findet hier ihr Ende, bis zur Vollendung der Linie endete hier die U55, die nur zwischen Brandenburger Tor und Hauptbahnhof pendelte, drei Stationen – die Berliner nannten sie deshalb spöttisch Kanzler-U-Bahn. Gleich am Nordausgang des Bahnhofs gelangst du zu einer Gedenkstätte und zu den Fundamenten des Zellengefängnisses Moabit, sehr sehenswert und fast ein Geheimtipp. Wenn du nach unserer anstrengenden Tour einkehren möchtest, wie immer einige Tipps: Richtig originell ist das kleine Fachwerkhaus vom Café Paris-Moskau, wie ein Fremdkörper steht es hier zwischen den Neubauten. Und gutes bayerisches Bier und Essen bekommst du im Zollpackhof, der ist heute ein gepflegtes Brauhaus mit Biergarten direkt an der Spree.