Wer mich kennt, weiß um meine Vorliebe für ein gutes Bier. Gerne auch ein Craftbeer – die Antwort auf die massige industrielle Bieproduktion, bei der die meisten Biere gleich, Verzeihung: sehr ähnlich schmecken. Craftbeer funktioniert wie Rotwein: Das Bier hat Facetten, die du schmeckst und über die man reden kann. Diese Tour führt dich durch die schönsten Berliner Brauereien – hier wird mit Liebe von Hand gebraut, und das schmeckst du auch. Das ist Craftbeer.
In diesem Fall kann ich dir keine Zeitangabe für meine Tour geben – die Brauereien sind über die ganze Stadt verstreut. Da hilft keine Eile, wir wollen das Craftbeer doch genießen 😉
Auch diese Tour ist natürlich nur eine Auswahl – ich richte den Blick auf Brauereien, nicht in erster Linie auf Tap Rooms. Einen Überblick über alle meine Craftbeer-Empfehlungen bekommst du hier.
Ich möchte zunächst die alten Berliner „Hausbrauereien“ würdigen – sie haben schon immer Craftbeer gemacht, auch wenn das damals noch nicht so hieß. Denn Craftbeer ist kein Kraft-Bier, wie manche glauben, sondern schlicht das Wort für Handarbeit.
Ich steige mit einem Geheimtipp ein: Das Eschenbräu im Wedding. Hier hat sich ein Brauer inmitten einer Wohnsiedlung seine Brauerei im Keller eingerichtet und mittlerweile samt Biergarten einen Namen gemacht. Nimm Platz unter Bäumen und genieße das Bier von zu Hause. Alte Brauhäuser finden sich auch in Spandau und Charlottenburg, sie sind eher „klassisch“. Das Brauhaus Lemke hat sich mittlerweile auch einen Namen mit hervorragenden Pale Ales gemacht. Die genieße ich übrigens am liebsten in der Tiergarten-Quelle, im Sommer im Biergarten gegenüber. Das große Touri-Brauhaus am Alexanderplatz empfehle ich nicht, dann geh lieber in das kleine, charmante Marcus-Bräu um die Ecke oder im Nikolaiviertel ins Georgbräu. Berliner Bier ist international: Das spürst du spätestens dann, wenn du die Vagabund-Brauerei im Wedding besuchst. Drei Amerikaner haben sich hier niedergelassen und bald mit dem Brauen angefangen. Besuch im Taproom lohnt!
Meine Top-Brauereien
Wenn ich in Berlin bin, dann triffst du mich (fast) immer am Ostkreuz. Das Straßenbräu ist meine Stammlocation – junge Brauer zaubern hier wirklich tolle Biere, ich bin ein Fan des Sonnenal(l)e(e). Um die Ecke kann ich dir aber auch das Hops & Barley empfehlen – eine Brauerei mit Tradition in Friedrichshain. Und auf der anderen Seite der Schienen vom Ostkreuz findest du Berlin in seiner „Nach-Wende-Zeit“ – ich empfehle das Bier der Zukunft Ostkreuz. Toll hier!
Einen schönen Biergarten mit eigener Brauerei kann ich dir im Prenzlauer Berg empfehlen: Das Pfefferbräu. Gutes Bier und gutes Essen, letzteres für Berliner Verhältnisse aber nicht ganz so günstig. Und wer es noch hipper mag, der sollte der Brlo Brauerei am Gleisdreieck einen Besuch abstatten. Und ein ganz traditionelles Bier habe ich auch noch in petto: Das Brauhaus Südstern im Süden Kreuzbergs.
Geheimtipps, an denen Berlin-Besucher sonst vorbeilaufen
Wer wagt sich schon nach Marzahn? Geschweige denn, um Bier zu trinken? Genau deshalb empfehle ich dir die Alte Börse Marzahn. Hier ist auch ein Brauer zu Hause, empfehlenswert. Und wenn du die Markthalle 9 besuchst, dann komm an einem Tag, an dem der Ausschank von Heidenpeters geöffnet hat. Auch hier haben sich junge Brauer angesiedelt. Und in Neukölln ist aus einer alten Industrie-Brauerei eine Craftbeer.-Schmiede geworden: Das Rollberg-Bier. Bitte informiere dich bei diesen drei Tipps vorher unbedingt über die Öffnungszeiten.
„Co-Working-Space“ fürs Craftbeer Brauen
Wenn du selbst Hand anlegen willst oder einfach nur mehr rund um das gute Bier erfahren möchtest, empfehle ich dir die Mash Pit Brauerei. Denn im Prinzip handelt es sich bei dieser Brauerei um einen Co-Working-Space für Brauer, die hier ihr eigenes Bier herstellen können. Den Braukurs gibt’s auch noch und die nötigen Zutaten bekommst du nicht nur hier, sondern du kannst sie auch online bei Mash Pit bestellen. Und für einen einmaligen Team-Event steht dir die Brauerei genauso offen, wie für Tastings.
Wenn du einen Ausflug in die belgische Craftbeer-Tradition machen möchtest, empfehle ich dir noch das HERMAN im Prenzlauer Berg. Vier Biere vom Hahn, aber auch Berliner Craftbeer ist meist dabei.
Mit Craftbeer „vorglühen“
Gleich um die Ecke vom Südstern findest du die perfekte Kombi für Craftbeer vor dem Craftbeer – in Kreuzberg in der Nähe des Bergmannkiezes: Erst in den Bierladen gehen, der schon mehrere Bier vom Fass bietet – und danach ins Dolden Mädel Brauhaus gehen: Gutes Essen und noch mehr Bier 😉
Eine der größten Berliner Brauereien darf natürlich nicht vergessen werden, aber sie ist halt nicht „Berliner Tradition“, sondern bietet Craftbeer amerikanischer Marke, in Berlin gebraut. Das Brewdog hat im Marienpark die Brauerei von Stone Brew übernommen, die Stone Brew Biere bleiben uns aber im Prenzlauer Berg mit ihrem Tap Room erhalten. in Mitte hat Brewdog übrigens auch noch eine Niederlassung. Und natürlich muss ich auch die dänischen Brauer in Berlin erwähnen: den Mikkeller Tap Room in Mitte kann ich dir sehr empfehlen.
Zu gutem Schluss noch eine Empfehlung für drei Locations mit tollem Craftbeer Ausschrank: Das Hopfenreich in Kreuzberg hat viele der regionalen Berliner Biere vom Hahn. Das Protokoll in Friedrichshain setzt auf russische Craftbeere – so experimentell ist das aber gar nicht. Und Birra lässt tief ins italienische Craftbeer blicken.