Einmal Berlin im Kreis: Mit einer Tour mit der Ringbahn erfährst du die Hauptstadt im ganz wörtlichen Sinne – der S-Bahn-Ring umrundet den inneren Teil von Berlin (Tarifbereich A). Der innere Teil des Rings beheimatet die gut situierten Menschen munkelt man und die Zugezogenen aus Westdeutschland, außerhalb des Rings leben alle anderen. Alle innerhalb des Rings fahren Weihnachten in den Westen, der äußere Teil des Rings bleibt zu Hause 😉
Wir fahren diese Tour mit der S41 im Uhrzeigersinn entlang der Ringbahn – mit der S42 fährst du in die Gegenrichtung. Du musst für die Tour etwa eine Stunde Fahrtzeit einplanen, solltest du aussteigen, musst du fürs Sightseeing natürlich entsprechend mehr Zeit einplanen. 27 Haltstellen liegen auf unserer Strecke.
Viele muntere Mythen ranken sich um die Ringbahn, auch eine hartnäckige unter Berlin-Touristen: Einmal im Leben müsse man die Ringbahn komplett abgefahren sein und an jeder Station in einer Bar ein Bier getrunken haben. Ich betrachte das mal als Herausforderung: Sowohl für die zur Verfügung stehende Zeit, als auch für die Leber. Einen Kneipen-Tipp zu jeder Station liefere ich mit – auch wenn ich tatsächlich (kaum zu glauben) noch nicht jede davon besucht habe, ich werde die Locations dann entsprechend kommentieren.
Das Online-Magazin Thrillist, mit Sitz in New York, hat noch eins drauf gesetzt und gleich für jede U-Bahnstation eine Kneipenempfehlung ausgesprochen Auf dieser besonderen U-Bahn-Karte für Berlin findest du auch Locations für die Ringbahn:
Wir starten mit unserer Tour entlang der Ringbahn ganz im Norden im Wedding. Du erreichst die Haltstelle natürlich mit der Ringbahn oder mit der U-Bahnlinie 6.
Erster Halt: Wedding
Der Arbeiterkiez, der eine Menge zu bieten hat. Hier schlägt das Herz von Berlin etwas ruppiger, dafür aber nicht minder spannend. Es geht kulturell herausfordernd zu, zum Beispiel im Silent Green, einem ehemaligen Krematorium, das jetzt Café, Veranstaltungsort und Kunsthalle ist. Und im Wedding steht auch Berlins wohl schmalstes Haus mit einer guten Eisdiele unten drin. Der Wedding war früher Teil der französischen Besatzungszone, deshalb lohnt sich unbedingt ein Ausflug zum Mini-Eiffelturm – ganz originalgetreu, als wärst du in Paris, steht hier der Mini-Eiffelturm als kleiner Nachbau.
Kneipentipp: Craftbeer-Empfehlung mit Biergarten: Das Eschenbräu liegt versteckt und für Fremde unscheinbar mitten in einer Wohnkolonie – tolles eigenes Bier bekommst du hier!
Nächster Halt: Gesundbrunnen
Gesundbrunnen ist das Nordkreuz Berlins, heißt aber nicht so. Das sei hier für jene erwähnt, die Ostkreuz, Südkreuz und Westkreuz kennen und das Nordkreuz eben vermissen 😉 In Zeiten der Teilung der Stadt, als die Ringbahn nicht rundfahren konnte, erlebte der Bahnhof ein Schattendasein. Bedeutung hat er erst nach dem Fall der Mauer zurückgewonnen, als er zunehmend zum Nordkreuz ausgebaut wurde. Wenn du abends hier bist, empfehle ich dir den wundervollen Sonnenuntergang vom Flakturm Humboldthain, der Park lädt aber sowieso zum Spaziergang, der Flakturm selbst zum Klettern ein. Am Bahnhof Gesundbrunnen hat auch der Verein Berliner Unterwelten e.V. seine Geschäftsstelle, die zu unzähligen „Unter-der-Erde-Touren“ und Entdeckungsreisen einlädt – sehr zu empfehlen.
Kneipentipp: Craftbeer bekommst im Castle Pub Berlin, Kneipe und Kunst verbinden sich auf wunderbare Weise im Studio 8 und so richtig Berliner Hip-Kneipengefühl bekommst du bei Fos.
Nächster Halt: Schönhauser Allee
Die Schönhauser Allee kreuzt hier die U2 mit ihren tollen Hochbahnhöfen, die Linie stelle ich dir mit einer eigenen Tour vor. Die historischen Bahnhofshallen sind 1999 einem Einkaufszentrum zum Opfer gefallen, an den Gleisen erinnern aber spannende Fotos an die alte Zeit. Rund um den Bahnhof kannst du viel entdecken, so viel, dass ich es dir in einer eigenen Tour durch den Prenzlauer Berg zusammengefasst habe. Sehenswert ist in jedem Fall die Gethsemanekirche, von hier gingen maßgeblich die politische Wende in der DDR und der Widerstand gegen das DDR-Regime aus. Das historische Leben am Prenzlauer Berg im 19. Jahrhundert kannst du in einer kleinen feinen Ausstellung in der Dunckerstraße erleben. Und wenn du dir zuvor einen Überblick verschaffen möchtest, empfehle ich dir das Deck 5, die oberste Etage des Parkhauses der Schönhauser Allee Arkaden mit seiner Strandbar. Besonders schön finde ich den Helmholtzplatz um die Ecke, er lädt zum Bummeln in kleinen Geschäften und zum Verweilen ein. Ich würde dir sowieso empfehlen, bis zur nächsten U-Bahnstation zu laufen und den Prenzlauer Berg zu erkunden, dann kommst du auch am Blumencafé vorbei und kannst eine kleine Pause einlegen.
Kneipentipp: Eine echte Kiez-Kneipe, die bis spät in die Nacht geöffnet hat, ist die Eselsbrücke – meine Empfehlung.
Nächster Halt: Prenzlauer Allee
Die Prenzlauer Allee und die Schönhauser Allee umranden den Helmholtzkiez, dessen Highlights ich oben an der Schönhauser Allee schon erwähnt und in einer eigenen Tour zusammengestellt habe. Wenn du hier aussteigst, bist du schnell im Kiez rund um die Lychener, Schliemann- und Dunckerstraße. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall das Zeiss Großplanetarium gleich um die Ecke.
Kneipentipp: Craftbeer bekommst du beim Bräugier, sehr zu empfehlen ist auch Alois S. – gerade für Fußballfans, die gemeinsam Bundesliga schauen wollen.
Nächster Halt: Greifswalder Allee
Rund um die Greifswalder erwartet dich Ostalgie-Schick: Zum Beispiel die DDR-Plattenbausiedlung Ernst-Thälmann-Park, deren Hochhäuser hier in den Himmel ragen, dazu die Skulptur des Kommunistenführers Thälmann. Auch zum Märchenbrunnen ist es nicht weit. Der Volkspark Prenzlauer Berg ist in jedem Fall ein Ziel zum Entspannen und Laufen – oder auch zum Wein ernten: Gleich um die Ecke findet sich Berlins Riesling-Weinberg.
Kneipentipp: Die Eckkneipe Willy Bresch eröffnete 1966 in der Greifswalder Straße 47 und ist damit wohl eine der letzten Ost-Berliner Institutionen, sie hat die Wende überlebt. Ich war hier leider noch nicht, freue mich aber über Feedback von dir!
Nächster Halt: Landsberger Allee
Es geht weiter mit unserer Ostalgie-Reise, gefühlt steigst du hier aus und noch weiter östlich ein: In Russland. Du solltest unbedingt den russischen Supermarkt Stolitschniy besuchen, so viele spannende Produkte gibt es hier zu entdecken, toll! Zwischen dem S-Bahnhof Greifswalder Straße und dem S-Bahnhof Landsberger Allee regiert zudem der Sport: Im Velodrom kannst du die weltbesten Radrennfahrer beim legendären Sechstagerennen bewundern. Das frühere DDR-Sport- und Erholungszentrum um die Ecke, auch Freizeitparadies mit Wellenbad, wartet aber immer noch aufs Wachküssen.
Kneipentipp: Gute Schnitzel, dazu ein Bier (oder gleich eine Molle mit Korn?) bekommst du in der Budike, hier hast du gleich kulinarisch Lust auf Ost-Berlin.
Nächster Halt: Storkower Straße
Wir halten nun im letzten Zipfel der Ostalgie am Rande des Prenzlauer Bergs, die Storkower verfügt über eine der längsten Fußgängerbrücken. Wegen der Verwahrlosung zu DDR-Zeiten hat sie den Spitznamen „Langer Jammer“ erhalten. Ansonsten ist das Viertel südlich der Bahngleise im Aufwind: In den alten Gebäuden des früheren Schlachthofs entstehen kulturelle und kreative Locations, Agenturen siedeln sich an.
Kneipentipp: Engler’s Unikat – eine skurrile Kneipe mit guter Berliner Küche, sehr zu empfehlen, wenn du dich durch die ungewöhnliche Sammlung dekorativer Highlights nicht abschrecken lässt.
Nächster Halt: Frankfurter Allee
Hier tauchst du ein in die Geschichte und in die Stasi-Vergangenheit der DDR: Das Ministerium für Staatssicherheit und Erich Mielke hatten hier um die Ecke ihren Hauptsitz, heute kannst du die historischen Räume besuchen und das Stasimuseum erzählt die Geschichten von Bespitzelung, Verfolgung und unrechtmäßiger Inhaftierung. Gleich nebenan werden die Unterlagen der Staatssicherheit aufbewahrt, eine Einsicht in die Akten kann jeder bekommen und beantragen. Südlich gelangst du auch in den Simon-Dach-Kiez, die internationale Kneipen- und Partymeile für junge Leute und Junggebliebene.
Kneipentipp: Hervorragende Pizzen und dazu noch Craftbeer bekommst du bei Futura, mein Tipp!
Nächster Halt: Ostkreuz
Der Bahnhof ist ein wichtiger Umsteigebahnhof – hier kreuzt die Stadtbahn (Linien S3 / 5 / 7) die Ringbahn mit ihren Linien S41 (im Uhrzeigersinn) und S42 (gegen den Uhrzeigersinn). Zu DDR-Zeiten gerne auch baufällig Rostkreuz benannt, ist der Bahnhof heute auf dem neuesten Stand. Gerade einen Ausflug rund ums Ostkreuz kann ich sehr empfehlen: Viele kleine Läden und Kneipen warten hier auf dich, südlich der Gleise solltest du das Kulturprojekt Zukunft besuchen, nördlich der Gleise findest du ein mediterranes Restaurant, das mir sehr ans Herz gewachsen ist: Die Auszeit.
Kneipentipp: Hervorragendes Crafbeer aus eigener Produktion bekommst du im Straßenbräu wenige Minuten fußläufig nördlich des Bahnhofs.
Nächster Halt: Treptower Park
Hier gibt es wirklich viel zu sehen und zu entdecken: Die schönsten Sonnenuntergänge Berlins soll man von der Elsenbrücke beobachten können, du schaust direkt auf den Treptower Hafen oder auf die kleine Insel der Jugend direkt dahinter. Sie ist über eine geschwungene Brücke mit dem Festland verbunden. In die andere Richtung erblickst du den weit sichtbaren Molecule Man in der Spree. Im Treptower Park selbst finden sich weitere Sehenswürdigkeiten: das russisch-sowjetische Ehrenmal, das an die gefallenen Soldaten im Zweiten Weltkrieg erinnert oder auch die Archenhold Sternwarte. Am Rande des Parks die wundervolle Puschkinallee mit ihren über 100 Jahre alten Platanen, sie ist gemeinsam mit dem Treptower Park ein Gartendenkmal. Über eine frühere Bahntrasse nach Görlitz, Sachsen kannst du über ein altes Viadukt von Treptow bis nach Kreuzberg laufen. Und täglich Flohmarkt geht auch: ich empfehle den Hallentrödelmarkt in der Arena – immer skurril und immer ein Besuch wert.
Kneipentipp: Natürlich die Eierschale direkt an der Spree – Biergarten, Gaststätte und Traditionslokal.
Nächster Halt: Sonnenallee
Jetzt tauchen wir so richtig in Neukölln ein: Vom Hermannplatz bis nach Baumschulenweg führt die Sonnenallee, sie ist fünf Kilometer lang, bekannt aus Film, Kino und Fernsehen, sie beheimatete früher den wichtigen Grenzübergang „Sonnenallee“ im geteilten Berlin und ist heute zum multikulturellen Schmelztiegel zusammengewachsen: kleine Läden, arabische Bäcker, fernöstliche Küche – divers und von allem etwas. Kleiner Tipp: Lauf vom S-Bahnhof Sonnenallee zum Weigandufer und dann bis zur Mündung des Landwehrkanals. Dort treffen sich die drei Bezirke Neukölln, Kreuzberg und Treptow.
Kneipentipp: Die B-Lage – Kiez, Kneipe, Kickern und mehr – auch Electro und politische Diskussionen. Du musst mir mal über die Kneipe berichten, sie steht noch auf meiner „Zu besuchen-Liste“ 🙂
Nächster Halt: Neukölln
Im Herzen von Neukölln: Der Ringbahnhof ist frisch saniert, von hier kannst du in die U7 umsteigen – trotzdem wirkt die Ecke nicht wirklich einladend. Dafür hast du aber den multikulturellen Kiez direkt vor der Tür und mit der Karl-Marx-Straße einen quirlig-urbanen Startpunkt für deine Tour durch Neukölln. Deshalb möchte ich dir zwei Ecken des Kiezes ans Herz legen, die unerwartet, ja überraschend daher kommen: Besuch doch mal das Sanssouci Berlins, den Körnerpark – eine kleine feine Parkanlage, die an das Schloss ins Potsdam erinnert. Und Berlin ist ein Dorf, für manche auch ein Böhmisches Dorf – mitten in Neukölln siehst du plötzlich kleine Gassen und winzige Häuschen. Das Böhmische Dorf und seine Geschichte ist ein spannender Kontrast zum sonst Multikulti-Neukölln.
Kneipentipp: Für gutes Craftbeer natürlich die Privatbrauerei am Rollberg – ein paar Schritte zu Fuß vom S-Bahnhof entfernt, aber der Weg auf den Hügel lohnt 🙂
Nächster Halt: Hermannstraße
Langweilig ist es hier an der Hermannstraße ganz gewiss nicht – auch der Ringbahnhof hat sich über die Jahre ständig verändert. Besonders empfehle ich dir einen Trip von hier aus in den Schillerkiez, der mit alten Berliner Eckkneipen, heute auch kleinen Cafés und Läden Lust auf Bummeln macht. Wenn du unternehmungslustig bist, kannst du hier am Bahnhof in einen Bus steigen und im Britzer Garten flanieren oder auf dem Weg dorthin die Britzer Mühle besuchen.
Kneipentipp: Ein Berliner Eckkneipen-Original – das Bechereck im Schillerkiez.
Nächster Halt: Tempelhof
Wenn du mit der Ringbahn Richtung Tempelhof fährst, siehst du schon rechts die große freie Fläche, die früher ein Flughafengelände war: Die Tempelhofer Freiheit vor dem früheren Flughafen Tempelhof. Zur Zeit der Berlin-Blockade durch die sowjetischen Besatzer sicherte der Flughafen Tempelhof das Überleben in West-Berlin, als zahlreiche so genannte Rosinenbomber hier landeten. Seit 2008 ist endgültig Schluss mit Flugbetrieb. Ein Besuch der großen Freifläche am Platz der Luftbrücke lohnt immer und eine Führung durch das historische Flughafengebäude lässt dich ganz gewiss nostalgisch werden. Von hier aus kannst du in die U6 steigen und einen charmanten Hafen besuchen, der Tempelhofer Hafen versprüht historischen Charme und lädt zum Chillen in Liegestühlen ein.
Kneipentipp: Der Bierladen in der Bergmannstraße serviert Craftbeer – eigentlich ein Späti, aber bis zu sechs Biere vom Fass. Wow!
Nächster Halt: Südkreuz
Der Bahnhof Südkreuz, früher Papestraße, ist der südliche Umsteigebahnhof von der Ringbahn in die Nord-Süd-S-Bahnlinie Berlins. Von hier aus startest du eine historische Reise in die Vergangenheit – das Geschichtsquartier Südkreuz erinnert an die Schattenseiten deutscher Geschichte und der am Rande liegende Schwerbelastungskörper weckt eine Vorstellung vom Größenwahn des Dritten Reichs, das aus Berlin die Hauptstadt Germania machen wollte. Auf einer Tour entlang der historischen Orte Berlins stelle ich dir einige dieser Locations genauer vor. Wenn du danach in freier Natur entspannen möchtest, solltest du den Naturpark Südgelände besuchen, der ganz in der Nähe auf alten fast verschwundenen Bahngleisen ein heute großartiges Naturschutzgebiet darstellt.
Kneipentipp: Das Ahornstübchen mit Biergarten im Grünen im Matthäifriedhofsweg. Ich habe die Location selbst noch nicht gecheckt und freue mich über Feedback.
Nächster Halt: Schöneberg
Wenn du bei der Fahrt mit der Ringbahn aus dem Fenster schaust, siehst du unweigerlich den großen Gasometer, den Günther Jauch schon als Studio für seine Talk-Sendung in der ARD genutzt hat. Von oben hat man einen so atemberaubenden Blick über Berlin, das für jemanden wie mich mit Höhenangst dieser Blick ziemlich sicher für immer verwehrt sein wird. Vom S-Bahnhof Schöneberg aus ist es nur ein ganz kurzer Fußweg zum Schöneberger Rathaus, folgst du also der Dominicusstraße tauchst du vielleicht in die Geschichte ein und erinnerst dich an den Ausspruch des US-Präsidenten John F. Kennedy: „Ich bin ein Berliner.“
Kneipentipp: Der Platzhirsch im Grünen direkt neben dem Rathaus Schöneberg – ein Biergarten, ein Muss!
Nächster Halt: Innsbrucker Platz
Viel Verkehr: Der große Platz ist Verkehrsknotenpunkt, unübersichtlich und vom Lärm der Autos geprägt. Hier startest du in die U4, Berlins kürzeste U-Bahnlinie und mit gerade mal 5 Stationen sowas wie Schönebergs Hausbahn – immer entlang der Hauptstraße kannst du deshalb auch getrost zu Fuß gehen. Zum Beispiel bis zur Hausnummer 155, hier lebte David Bowie während seiner Berliner Zeit.
Kneipentipp: Die Gaststätte Willi Mangler in der Hauptstraße 57, ein Tipp, den ich dir ans Herz lege, wenn du Kiezkneipen liebst. Hier treffen sich die Schöneberger, um Doppelkopf zu spielen oder gemeinsam am Sonntagabend „Tatort“ oder „Polizeiruf“ zu schauen.
Nächster Halt: Bundesplatz
Wir kommen ins beschauliche Friedenau, selbst der Bau der lautstarken Stadtautobahn konnte der hiesigen Idylle wenig anhaben. Die Trasse läuft mitten durch den Kiez und liegt gleich neben der Bahn. Der Bundesplatz liegt im Norden Friedenaus und hieß bis1950 Kaiserplatz. Spätestens mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 war dann wohl doch mal ein neuer Name fällig 😉
Kneipentipp: Wenn du auf Berliner Originale stehst. empfehle ich dir die „Straßenbahn“ in der Laubacher Straße. Die Kneipe gehört seit 38 Jahren fest zum Kiez dazu. Du solltest die acht Fassbiere durchprobieren, günstiges Essen gibt es hier auch.
Nächster Halt: Heidelberger Platz
Ein junger Bahnhof, aber nur unter der Woche: Dann tummeln sich hier die Studierenden der FU sie kommen mit der Ringbahn zu ihren Vorlesungen und Seminaren. Empfehlen möchte ich dir den prachtvollen Bahnhof der U3: Wenn du schon einmal hier bist, solltest du mit ihr die wenigen Stationen bis zum Rüdesheimer Platz fahren, sehenswert und zugleich mein Kneipentipp: Der Rheingauer Weinbrunnen öffnet an den Sommertagen – ein Weingut aus dem Rheingau offeriert dir abwechselnd einen guten Riesling oder einen Rosé ganz nach Wunsch. Das Essen darfst du selbst mitbringen.
Nächster Halte: Hohenzollerndamm und Halensee
Ein Jugendstil-Bahnhof, von hier aus kannst du das beschauliche Wilmersdorf entdecken oder dem Hohenzollerndamm bis zum Preußenpark folgen. Der Bahnhof gehört eigentlich schon zu Halensee und hier wird aus meinem Kneipentipp eine Restaurant-Empfehlung: Tolle griechische Küche bekommst du im Restaurant Greece.
Nächster Halt: Westkreuz
Von hier aus bist du schnell an der Avus, der alten traditionellen Rennstrecke, die im Jahr 2021 ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat. Rennfahrer wurden hier geboren, Automarken sind hier groß geworden. Und wenn du wieder in die Ringbahn steigst, erblickst du bald den Funkturm an der Messe ganz in der Nähe vom Haus des Rundfunks. Der Funkturm erinnert an den Pariser Eiffelturm und ist ein Wahrzeichen des alten West-Berlins. Albert Einstein hat hier 1930 die Eröffnungsrede zur 7. Deutschen Funkausstellung gehalten.
Kneipentipp: Ich empfehle Cocktails mit Aussicht vom Studio 14 – auf dem Dach des Funkhauses des RBB.
Nächster Halt: Messe Nord (ICC)
Wen du hier aussteigst, schaust du auf einen bautechnischen Koloss: Das Internationale Congress Centrum ICC ist in den 70er Jahren hier gebaut worden: 313 Meter lang und fast 40 Meter hoch – heute steht die Zukunft dieses Raumschiffs in den Sternen. Von hier aus kannst du wunderbar mit der U2 oder auch zu Fuß in die City West starten. Du läufst am besten am Lietzensee vorbei (auch dorthin lohnt ein Ausflug) zur Neuen Kantstraße und startest dort auf meine Naschtour durch die City West. Im Creplala bekommst du – wie der Name schon verspricht – feine französische Crêpes, knusprige Galettes, dazu französische Weine und Chansons.
Kneipentipp: Auf dem Weg zum Stuttgarter Platz kommst du zum Dollinger – schönes Lokal mit Biergarten, lass dich ruhig nieder.
Nächster Halt: Westend
Das Westend war einstmals als Villenkolonie errichtet worden,1877 bekam das Westend dann seinen Bahnhof an der Ringbahn, ein feines Neorenaissance-Empfangsgebäude. Zur Zeit der Teilung war es hier bahntechnisch ruhig, dafür mutierte das Gebäude damals zum „Künstlerbahnhof“. Heute ist der Bahnhof wieder voll in Betrieb. Vom Bahnhof Westend bist du im Nu am prächtigen Charlottenburger Schloss.
Kneipentipp: Das Brauhaus Lemke am Schloss braut hier Craftbeer – und dazu noch sehr gutes. Meine Empfehlung!
Nächster Halt: Jungfernheide
Von hier aus gelangst du schnell mit der U7 zum Volkspark Jungfernheide früher zweigte hier auch die mittlerweile stillgelegte Siemensbahn ab. Sie soll aber alsbald wiederbelebt werden, so das Ziel. Die große Wohnsiedlung Siemensstadt zählt zum UNESCO-Welterbe.
Kneipentipp: Die Kiez-Location „Zum Anker“ in der Lohmeyerstraße 16 soll empfehlenswert sein, ich müsste es selbst mal irgendwann überprüfen.
Nächster Halt: Beusselstraße
Industriekultur pur hier: Du fährst mit der Bahn durch Lagerhallen und Großmärkte, erblickst denkmalgeschützte Gebäude und industrielle Zweckarchitektur. Wenn du die Beusselstraße hinunter Richtung Süden zur Spree läufst, kommst du nach Moabit – hier kannst du deine Wäsche waschen in Freddy Leck seinem Waschsalon – bekannt aus Funk und Fernsehen.
Kneipentipp: Mehr eine Restaurant-Empfehlung – du solltest nach Jamaika reisen: Barbara empfängt dich im Ya Man und bekocht dich mit hervorragender karibischer Küche.
Nächster Halt: Westhafen
Wenn du vom Ringbahnhof Westhafen durch das Herz von Moabit läufst, gelangst du zu einer wunderbaren Kleinmarkthalle: Die Arminius-Markthalle bietet dir Spezialitäten vom Feinsten zusammen mit Kultur und Genuss. Sehenswert! Wenn du nicht ganz so weit laufen möchtest, nimm doch das Restaurant Lichtblick für deine Mahlzeit.
Kneipentipp: Ein Biergarten mit Charme an der Spree – ich empfehle dir den Lindengarten.
Das waren 37 Kilometer Schienen, die ganz viel zu erzählen haben. Ich freue mich auf deine Tipps entlang der Ringbahn, denn gerade in den westlichen Gefilden offenbaren sich bei mir noch ein paar Lücken. Deshalb vielen Dank für deine Anregungen. Schick mir gerne eine Nachricht!