Berlin solltest du eigentlich zu Fuß erkunden, aber manchmal fehlt es an Zeit, vielleicht willst du dir auch erstmal einen Überblick verschaffen oder die Füße sind für heute einfach totgelaufen. Dann empfehle ich dir eine Tour mit der Linie 100, denn eine Fahrt mit dem gelben Bus hat natürlich immer etwas Reizvolles. Und sie ist für kleines Geld zu haben – ein Ticket AB der BVG reicht völlig – bitte achte nur darauf, wenn du aussteigst und erst nach längerer Zeit wieder zurück zum Bus möchtest, dass dann ein neues Ticket erforderlich sein könnte.

Vorweg: Früher sind auf der Linie 100 Doppeldecker gefahren, wie mein Bild zu diesem Blog-Eintrag zeigt, und von ganz oben hattest du natürlich den besten Ausblick: Das ist jetzt Geschichte. Warum? Verrate ich dir ganz unten am Ende des Artikels.

Für meine Tour mit der Linie 100 benötigst du eine gute halbe Stunde – wenn der Bus nicht im Stau steht 🙂 Solltest du aussteigen, musst du fürs Sightseeing natürlich entsprechend mehr Zeit einplanen.

Der Tipp an die Touristen, eine Runde mit der 100 zu fahren, ist sicher nicht neu – sie lohnt sich aber trotzdem, denn im Nu hast du viele wichtige Berliner Sehenswürdigkeiten gesehen. Vom Alexanderplatz bis zum Zoologischen Garten fährt der Bus ganz linienmäßig viele Highlights ab, sei es Unter den Linden, ReichstagsgebäudeTiergarten, Schloss Bellevue bis Kudamm. Und wenn du Glück hast, hat der Fahrer gute Laune und macht dir den Reiseführer 😉

Start am Alexanderplatz

Wir starten in Berlins historischer Mitte – am Alexanderplatz direkt an der Bundesstraße 2. Die richtige Haltestelle für die 100 müssen viele erst suchen, sie heißt „Memhardstraße“. Wenn du den S-Bahnhof Alexanderplatz verlässt, drehst du dich so, dass du den Fernsehturm im Rücken hast. Nun schau nach links und lauf bis zur Karl-Liebknecht-Straße (Bundesstraße 2) – hier findest du in etwa auf Höhe des Bahnhofs auch die Bunshaltestelle.

Es lohnt aber durchaus, auch ein paar Meter zu laufen – bis zur nächsten Haltstelle der Linie 100 „Spandauer Straße / Marienkirche“. Denn rund um den Alexanderplatz, dem Herzen des früheren Ost-Berlins gibt es viel zu sehen, hier nur einige exemplarische Ideen für deinen Besuch des Platzes. Zentraler Treffpunkt ist zumeist die Weltzeituhr, hier hat wohl jeder schon mal auf einen Freund oder eine Freundin gewartet. Vom Fernsehturm hast du einen überragenden Ausblick auf die Stadt. Ich empfehle zum Fernsehturm zu laufen, links siehst du das Rote Rathaus und rechts des Platzes steht die Marienkirche mit der Haltestelle der 100. Am Rande des Platzes findet sich auch eins Relikt aus DDR-Zeiten – das Marx-Engels-Forum. Hier empfangen dich in stattlicher Größe die Väter des Kommunismus, Karl Marx und Friedrich Engels. Von hier aus kannst du auch in meine Tour durch die sozialistische Hauptstadt der DDR und ihre Spuren starten.

Museumsinsel

Der Halt an der Museumsinsel bietet dir Kultur pur: Ganz neu das Humboldtforum, das in der neu errichteten Fassade des früheren Stadtschlosses sowas wie ein Museum der Kulturen der Welt darstellt. Auf der Museumsinsel selbst viele bekannte Museen, ich empfehle das Neue Museum, das Pergamonmuseum mit dem Pergamon-Panorama – eins von Asisis hervorragenden Wimmelbildern im Rund-Panorama,. Und sehenswert ist der tolle noch sehr neue unterirdische Bahnhof Museumsinsel der U-Bahnlinie U5 – den Bahnhof und die Linie stelle ich dir in einer eigenen Tour vor.

Der Anblick des unterirdischen Bahnhofs Museumsinsel begeistert mich immer noch so sehr, dass ich am liebsten einsteigen und mit der U5 eine Station weiter bis „Unter den Linden“ fahren würde. Das kannst du gerne auch machen, denn auch hier hält wieder die Linie 100.

Du verpasst dann aber die Haltestelle „Staatsoper“, die auch noch einige Sehenswürdigkeiten parat hält – du bist ganz schnell am Berliner Dom mit einer tollen Aussicht auf die Stadt oder am Bebelplatz mit seinem Mahnmal gegen die Bücherverbrennungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Um die Ecke auch das Deutsche Historische Museum und die Neue Wache – beiden kannst du von hier aus einen Besuch abstatten. Die Linie 100 fährt auf dem Weg zur Staatsoper übrigens auch über die von Karl Friedrich Schinkel errichtete Schlossbrücke, die mit ihrem Brückengeländer und den acht Marmorfiguren wohl zu den schönsten Brücken der Stadt zählt.

Nächster Halt: Unter den Linden

Unser Bus fährt nun den kompletten Boulevard Unter den Linden ab, Achtung Staugefahr! Die Haltstelle ist eine Umsteigemöglichkeit zu den Linien U5 und U6, der Boulevard kreuzt hier hier die Friedrichstraße. Die Straße ist Shopping-Meile seit je her, ich besuche gerne das Kulturkaufhaus Dussmann gleich um die Ecke,. Du landest aber auch im Nu am Checkpint Charlie oder im Mauermuseum am Checkpoint. Wenn du ein wenig Zeit übrig hast, steig kurz in die U6 und schau dir auch den Bahnhof Friedrichstraße an, seine Geschichte als Grenzbahnhof erzählt die Ausstellung Grenzerfahrungen im so genannten Tränenpalast gleich neben dem Bahnhof.

Mit der Linie 100 in die politische Mitte Berlins

Vom historischen Berlin fahren wir mit der 100 nun in das politische Machtzentrum der modernen Hauptstadt von heute. Wir halten zunächst am Brandenburger Tor. Natürlich erinnern wir uns alle an die Geschichten, die sich um das weltberühmte Tor und die Deutsche Einheit ranken und so schicke ich dich gerne von hier aus auf meine Tour entlang der früheren Berliner Mauer – ein ganz eigenes Kapitel meines Blogs. Sehenswert ist wenige Gehminuten südlich auch das so genannte Holocaust-Mahnmal. Die zweite Haltestelle der Linie 100 im Regierungsviertel ist „Reichstag / Bundestag“ – also direkt am Reichstagsgebäude. Von hier kannst du wunderbar auf eine Tour durch das Regierungsviertel starten und dir Kanzleramt & Co erlaufen. Aber keine Angst: Die Linie 100 hält auch wieder am „Platz der Republik“ – näher kannst du den beiden Institutionen nicht auf den Pelz rücken.

Mit der Linie 100 durch den Tiergarten

Die nächsten vier Haltestellen beweisen dir, wie grün die Hauptstadt Berlin vielerorts sein kann, du fährst mit dem Bus nun direkt durch den Tiergarten. Wir folgen der Straße des 17. Juni bis zum Großen Stern, wir haben  die „Goldelse“ oben auf der Siegessäule schon vom Brandenburger Tor aus leuchten sehen, von hier aus kannst du aber auch schnell auf eine Tour durch den Berliner Tiergarten starten. Wir bekommen aus dem Busfenster auf der rechten Seite auch einen Blick zum sowjetischen Ehrenmal. Es liegt direkt an der Straße des 17. Juni. 

Wir halten wieder aber am „Haus der Kulturen der Welt“ – die Berliner nennen das Haus der Kulturen der Welt. aber viel lieber „Schwangere Auster“. Sehenswert, gerade auch die Innenarchitektur, eine kleine Bar lädt zum Kaffee ein. Gleich neben dem Haus der Kulturen der Welt gibt es Kultur in Theaterform: In dem großen Zelt ist das Tipi am Kanzleramt beherbergt. Und über allem thront der Glockenturm mit dem Carillon, auf dem regelmäßig Konzerte gegeben werden. Der nächste Halt ist „Schloss Bellevue„, der Amtssitz des Bundespräsidenten.

Nächster Halt: Nordische Botschaften

Hier ist fast die ganze Welt versammelt – viele Botschaftsgebäude an einem Ort:  Hier, am Rande des Tiergartens, haben sich die Botschaften von Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island angesiedelt – in einem gemeinsamen Ensemble durch ein grünes Kupferband verbunden. Im Felleshus, dem öffentlich zugänglichen gemeinsamen Gebäude der Nordischen Botschaften, kannst du regelmäßig Ausstellungen besuchen. Um die Ecke finden sich aber noch mehr diplomatische Heimaten – die vom Senegal, von Georgien oder von Syrien, gleich hinter der spanischen Botschaft empfehle ich dir einen Zwischenstopp im Café am Neuen See – der Biergarten lohnt im Sommer lohnt in jedem Fall. Hier am Neuen See ist 1919 Karl Liebknecht von rechtsradikalen Freikorpskämpfern ermordet worden. Ein Denkmal erinnert an diesen Mord, die Rosa Luxemburg Gedenkstätte.

Mit der Linie 100 überqueren wir nun den Landwehrkanal und steuern direkt in die City West: Wir kommen zum Lützowplatz, halten dann an der Schillstraße und in der Bayreuther Straße. Von hier aus erreichst du das bekannte Kaufhaus des Westens KaDeWe.

Nächster Halt: Breitscheidplatz

Als erstes fällt uns hier ganz gewiss die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ins Auge, die Ruine des Glockenturms nennen die Berliner auch gerne den „hohlen Zahn“.

Gleich gegenüber der Gedächtniskirche lohnt ein Besuch des Bikini Berlin, ein Einkaufszentrum aus den 50er Jahren, das gerade erst frisch und neu herausgeputzt wurde und der City West damit einen modernen Anstrich gibt. Die Monkey Bar im Hotel nebenan ist eine der wörtlichen Höhepunkte Berlins, du kannst einen tollen Blick aus dem 25. Stock auf die Stadt und auf den Zoo genießen – das Affengehege, auf das du schaust, hat der Monkey-Bar ihren Namen gegeben. Und natürlich ist der Zoologische Garten mit seinem Aquarium sowieso ein Besuch wert, der Zoo gibt gut 20.000 Tieren ein zu Hause.

Highlights rund um den Zoologischen Garten

Endstation unserer Tour mit der Linie 100 ist die Haltestelle „Zoologischen Garten“: Hier empfehle ich dir zum Beispiel das Amerika-Haus mit seinen wechselnden Ausstellungen oder auch das Europacenter mit seiner berühmten Wasseruhr, die auf sehr inspirierende Weise die Zeit anzeigt. Natürlich lohnt von hier aus auch ein Abstecher zum Wittenbergplatz mit dem KaDeWe, waschechte Touristen wollen im Hardrock-Café gewesen sein oder fahren mit der Bus-Linie 100 die Berliner Sehenswürdigkeiten ab. Ich würde an eurer Stelle im Schleusenkrug einkehren, und dort im Biergarten beobachten, wie die Ausflugsdampfer die Schleuse befahren und auf das Wasserniveau der Spree abgesenkt werden.

Keine Doppeldecker mehr auf der Linie 100

Bleibe ich dir am Ende des Blog-Eintrags also nur noch eine Geschichte schuldig: Früher sind auf der Linie 100 Doppeldecker gefahren, wie mein Bild zu diesem Blog-Eintrag zeigt, und von ganz oben hattest du natürlich den besten Ausblick: Das ist jetzt Geschichte. Warum? Grund dafür sind statische Probleme am Lindentunnel, der unter dem Boulevard Unter den Linden liegt, hier muss die Linie 100 lang. Die alte Decke des Tunnels kann die Last derart schwerer Fahrzeuge nicht mehr sicher tragen. In dem Tunnel ist früher mal die Straßenbahn gefahren – heute bröselt es aber von der Decke und der Tunnel soll verfüllt werden.

Die ganze Geschichte verrät dir der RBB in diesem Video – die Doppeldecker sind schlicht zu schwer.

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