Diese Tour durch Berlin unternimmst du mit dem Ausflugsboot. Keine Angst, das klingt spießiger als es ist. Berlin hat so viel Wasser zu bieten, dass eine „Stadtrundfahrt“ mit dem Schiff aus meiner Sicht ein Muss ist. Ich empfehle die Brückenfahrt durch Spree und Landwehrkanal und du wirst Berlin aus einer ganz anderen Perspektive erleben. Hier beschreibe ich dir Sehenswürdigkeiten und Highlights am Rande des Wassers – natürlich kannst du nicht jedes Mal aussteigen, aber vielleicht steuerst du den ein oder anderen Tipp direkt an, wenn du wieder an Land bist.

Für die Brückenfahrt mit dem Schiff musst du etwa 3,5 Stunden einplanen. Du startest am besten am Anleger Jannowitzbrücke (zugleich S-Bahn und U-Bahn-Halt). Zwei Reedereien kann ich dir mit ihren Schiffen empfehlen:
https://reederei-riedel.de/
https://www.sternundkreis.de/de/Startseite/E1001.htm

Es ist die entspannteste Stadtrundfahrt, die ich dir für Berlin empfehlen kann: Die Stadt gleitet vom Aussichtsdeck des Schiffs an dir vorbei, du genießt dabei deinen Kuchen, deinen Kaffee oder dein Bier. Um dich einzustimmen, solltest du die Strandbar an der Jannowitzbrücke direkt am Anleger besuchen: ein Bierchen im Liegestuhl und in der Abendsonne, einfach toll!

Vom Liegestuhl aus blickst du auf die Spree – links siehst du die chinesische Botschaft und gleich daneben einen markanter Bau, dessen Besuch lohnt: Das Märkische Museum mit seiner umfassenden Darstellung der Berliner Stadtgeschichte. Hier ganz in der Nähe ist auch Berlins historischer Hafen, den du am besten zu Fuß erkundest. Und etwas ostdeutsche Melancholie kannst du die Brückenstraße hinunter in Gitti’s Bierbar tanken. Ein Original in Berlin.

Dein Schiff legt an der Jannowitzbrücke ab und fährt Richtung Osten die Spree hinunter. Zur Zeit der Mauer wäre diese Ausflugsfahrt überhaupt nicht möglich gewesen: Die Spree an dieser Stelle war die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Links siehst du die großen geschwungenen Bögen der S-Bahn, rechts alte Industriehäuser, die heute moderne digitale Firmen beherbergen, wie das Onlinemagazin Vice, den gemeinnützigen Verein und „Raumstation“ c-base oder die Games Academy.

Einige Minuten später wird das Panorama auf der linken Seite noch alternativer: Du kommst am RAW-Gelände vorbei – früher ein Bahnbetriebswerk, heute Treffpunkt für Kultur und Party, du siehst links den Mörchenpark und dann das Radialsystem, heute bekannter Veranstaltungsort.

Sobald du die Schillingbrücke unterfahren hast, öffnet sich schon in der Ferne der Blick auf die Oberbaumbrücke, eine der prachtvollsten Brücken Berlins. Du merkst, warum diese Tour „Brückenfahrt“ heißt – Berlin hat so viel Wasser und damit gefühlt unendlich viele Brücken zu bieten, es erinnert schlicht an Venedig. Bei vielen Brücken musst du später den Kopf einziehen, so niedrig sind sie über dir – die Brücken sind zum Greifen nahe.

Links kommt aber erstmal Berlins wohl berühmteste Strandbar: Das Yaam, auch musikalischer und kultureller Treffpunkt. Daran an schließt sich die East-Side-Gallery, Berlins noch längstes erhaltenes Mauerstück. Um diesen Streifen gibt es schon lange heftige Diskussionen – er wird immer stärker und höher bebaut, vielen ist das ein Dorn im Auge, ich finde zurecht!

Wenn du die Oberbaumbrücke passiert hast, biegt dein Schiff bald rechts in den Landwehrkanal ein, um in der Oberschleuse auf das Niveau des Landwehrkanals gebracht zu werden. Bevor du abbiegst, schau nach rechts vorne – fast am Ufer steht dort die Skulptur „Molecule Man“. Um die Ecke ist auch das Arena-Gelände mit dem Badeschiff am Flutgraben, der mit Gastronomie am Wasser auch ein toller Treffpunkt für einen entspannten Abend ist.

Viel Grün erwartet dich, sobald du mit dem Schiff in den Landwehrkanal eingebogen bist. Sehr bald auf der linken Seite kommt die alternative Wagenburg Lohmühle: Seit 1991 existiert die Wagenburg in Alt-Treptow. Einige Bauwagenbewohner besetzten damals den ehemaligen Mauerstreifen im heutigen Schlesischen Busch. Als dieser zu einem Park umgestaltet wurde, rückte die Bauwagen-Siedlung auf das Gelände neben der Lohmühlenstraße. Kurz darauf biegt dein Schiff rechts ab – nun führt dich die Tour durch Kreuzberg und Neukölln. Links kommt alsbald das Maybachufer mit seinem bekannten Märkten, wie dem Flohmarkt oder dem Türkenmarkt, Gegenüber blickst du auf das Paul-Lincke-Ufer mit seinen gleichnamigen Höfen. Ein markanter Bau auf der rechten Seite ist auch das Umspannwerk Kreuzberg, heute arbeiten hier Start-Ups. Ein Geheimtipp am Lincke-Ufer ist für mich auch die Kaffee-Rösterei Concierge. Etwas weiter erreichen wir die Kottbusser Brücke und sehen links die Ankerklause, ein altes Traditionslokal oder hinter der Brücke den wie ich finde charmanten Fuchsbau.

Der Kanal macht einen leichten Bogen und du kommst zu einer weiteren wichtigen Brücke: Die Admiralbrücke. Wichtig deshalb, weil sie abendlicher Treffpunkt für viele junge Berliner ist – sie stehen hier mit ihrem Wegbier, quatschen oder treffen sich zum Chillen am Ufer des Landwehrkanals. Wer sich setzen möchte, kommt einfach die Goldmarie gleich um die Ecke.

Gleich nach der Brücke weitet sich der Kanal zum Urbanhafen – Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Binnenhafen Berlins, heute aber völlig zurückgebaut. Nur ein Schiff liegt hier noch fest am Anleger: Das Restaurantschiff Van Loon – auch einen Abstecher wert.

Und wieder grünt es rechts und links am Ufer: Du unterquerst die Baerwaldbrücke, links siehst du das alte Zollhaus, heute ein Restaurant. Etwas weiter verengt sich der Kanal., du steuerst auf das Hallesche Tor zu, die quirlige Stadt hat dich auch am Flussufer wieder. Schau nach links gegenüber der U-Bahn-Station auf den alten roten Backsteinbau – das Hallesche Haus: Shop und Café in einem – wenn du hippe Locations magst, solltest du hier mal einen Besuch planen. Bald erreichst du links das Deutsche Technikmuseum mit seinem weit sichtbaren Rosinenbomber in der Luft.

Ein spannender Abschnitt des Landwehrkanals folgt und führt dich quasi direkt durch die Stadt: Hotel Esplanade, gegenüber das Bauhaus Archiv Museum, die Botschaft der Republik Korea – bis es wieder grün wird von beiden Seiten: du erreichst den Tiergarten und die Rosa Luxemburg Gedenkstätte: 1919 wurde Rosa Luxemburg zusammen mit Karl Liebknecht von rechtsradikalen Freikorpskämpfern ermordet und ihre Leiche in den Landwehrkanal geworfen. Das Denkmal erinnert an ihre Ermordung.

Bald erreichst du die Tiergarten-Schleuse mit dem Schleusenkrug am Ufer: eine tolle Gelegenheit beim Bier die zu schleusenden Schiffe zu beobachten. Wenn du die Schleuse hinter dir gelassen hast, erreichst du eine merkwürdig anmutende rosa Röhre, ein Umlauf- und Kavitationstank. Und kurz darauf auf der rechten Seite das Charlottenburger Tor – du befährst also nun einen weiteren Berliner Stadtteil. Du folgst dem Einsteinufer und erreichst dann bald wieder die Spree.

Sobald du in die Spree eingebogen bist, beginnt eine ganz neue Facette unserer Stadtrundfahrt mit dem Schiff: Wir nähern uns dem politischen Berlin. Im Spreebogen siehst du zunächst rechts das Frauenhofer-Institut. Am linken Ufer schaust du auf Moabit und unterquerst die Gotzkowskybrücke. Die gleichnamige Gotzkowskystraße bietet dir übrigens mit dem Ya-Man Küche aus Jamaika – sehr zu empfehlen, oder den weit bekannten Waschsalon des Schauspielers Freddy Leck.

Auf der rechten Seite erreichst du die Gebauer-Höfe, ein altes Industrie-Gelände, das heute etliche interessante Unternehmen beherbergt, zum Beispiel auch die Rösterei des Café Einstein. Wieder schlängelt sich die Spree durch einen Bogen, du näherst dich Schloss Bellevue und vorher der feinen Konditorei Buchwald, die für ihren leckeren Baumkuchen bekannt ist. Hier würde ich am liebsten kurz aussteigen 😉

Noch eine Spreekurve und wir erreichen das politische Zentrum Berlins: den Kanzlergarten. Rechts das Haus der Kulturen der Welt und gleich danach das Kanzleramt – gegenüber der alte Zollpackhof und der Berliner Hauptbahnhof. Gleich danach auf der linken Seite die Charité und etwas weiter die Bundespressekonferenz. Gegenüber ein blaues Gebäude, der Kindergarten des Bundestags und schon durchfahren wir das Band des Bundes, rechts erinnern weiße Kreuze an die Opfer der Zeit der Mauer, die hier durch die Spree schwammen, in den Westen Berlins fliehen wollten und dabei ums Leben kamen.

Rechts kommen wir am Reichstagsgebäude vorbei, werfen einen Blick auf das Hauptstadtstudio der ARD und nähern uns immer mehr dem S-Bahnhof Friedrichstraße, dessen S-Bahnbrücke wir bald unterqueren müssen. Links öffnet sich der Schiffbauerdamm mit den beiden Restaurants Ständige Vertretung, der Berliner Republik, und dem Berliner Ensemble – gegenüber auf der anderen Seite: der Tränenpalast.

Wir steuern auf einen ganz tollen Ausblick zu: Vor uns kommt das Bodemuseum, der Beginn der Museumsinsel, hier kannst du abends vom Ufer des Monbijouparks einen tollen Spreeblick genießen und entspannen. Rechts siehst du das Neue Museum und bald unübersehbar den Berliner Dom. Gegenüber das DDR-Museum und etwas weiter dann rechts das neue Humboldt-Forum im wieder aufgebauten Stadtschloss und gegenüber das Nikolaiviertel mit seinem tollen Panorama auf die Nikolaikirche. Damit geht unsere Fahrt in ihr Finale, wir erreichen die Mühlendammschleuse – links die Alte Münze, Prägeanstalt der DDR, übrigens jetzt mit einem tollen Café, das ich gerne empfehle. Und schon erreichen wir wieder rechts das Märkische Ufer und beenden unsere Fahrt am Anleger an der Jannowitzbrücke.

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