Tempelhof ist vielseitig: der frühere Flughafen und das heutige Tempelhofer Feld, das Geschichtsquartier Südkreuz, das Fliegerviertel mit seiner Gartenstadt im Norden und der quirligere Teil des Fliegerviertels im Süden. Mit dieser Tour möchte ich dich durch das Fliegerviertel und die Gartenstadt in Tempelhof rund um den Adolf-Scheidt Platz führen.
Für diese Tour benötigst du etwa einen halben Tag – ein wenig abhängig davon, wieviel Zeit du im Geschichtsquartier Südkreuz verbringen möchtest.
Wir starten unsere Tour am Rande der Gartenstadt am S-Bahnhof Tempelhofer Damm, den du bequem mit der Ringbahn erreichen kannst. Der Spaziergang beginnt mit dem Betreten der Gartenstadt, wir folgen der Manfred-von-Richthofen-Straße, die uns fast die ganze Tour begleiten wird, wir kehren immer wieder zu ihr zurück. Uns empfängt ein viergeschossiger Portalgebäude am Tempelhofer Damm. Ursprünglich gab es hier ein Türmchen auf diesem Gebäude, von dort konnte man früher auf den Flughafen Tempelhof und über die Gartenstadt schauen.

Uns empfangen nun kleine Reihenhäuser mit ihren Vorgärten in der Gartenstadt, hier geht es wohl eher beschaulich zu. Das Kopfsteinpflaster erinnert an alte Zeiten, die Gärten sind in aller Regel gepflegt und oft liebevoll hergerichtet. Wir folgen der Manfred-von-Richthofen-Straße, bis es links in den Rumeyplan geht. Wir folgen der gebogenen Straße und biegen nach einer Kleingartenanlage wieder links ab in den Werner-Voß-Damm.



Rechts vom Werner-Voß-Damm beginnt nun das Geschichtsquartier Südkreuz. Hier lohnt es sich zu stöbern und den aufgestellten Schildern Beachtung zu schenken, die von der historischen Last dieses Viertels erzählen. Mit der Eröffnung des Fernbahnhofs Südkreuz ist auch die Geschichte des ehemaligen Militärgeländes Papestraße in den Fokus gerückt. Der Gedenkort SA-Gefängnis in der Papestraße ist wohl das beeindruckendste historische Projekt, das hier die dunkle Vergangenheit aufarbeitet. Spannend dürfte auch ein Besuch des sogenannten Schwerbelastungskörpers sein, der für Adolf Hitlers Pläne wichtig war, seine Reichshauptstadt Germania zu errichten. Wir wissen heute, dass dies – Gott sei Dank – nicht gelang, der Schwerbelastungskörper ist ein stummer Zeuge dieser Pläne.



Nach unserem Abstecher ins Geschichtsquartier folgen wir dem Werner-Voß-Damm zurück, bis wir schon das Herz der Fliegerstadt Tempelhof erreichen, wir kommen zum Adolf-Scheidt Platz, der Mitte des Viertels. Mittendrin steht der Storchenbrunnen. Er stammt aus dem Jahr 1931 und erinnert daran, mit welch Kinderreichtum die Siedlung gesegnet war, immerhin war die Siedlung die größte von mehreren gemeinnützigen Wohnsiedlungen der 20er-Jahre in Tempelhof.

Die Straßen hier im Fliegerviertel westlich des ehemaligen Flughafens Tempelhof wurden nach Kampffliegern des Ersten Weltkrieges benannt. Hier stoßen wir auch wieder auf die Manfred-von-Richthofen-Straße, ihr Namensgeber war „Der Rote Baron“, ein berühmter Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Wir folgen der Straße nun weiter, wir gelangen zum Parkring, links findet sich eine schöne kleine Parkanlage, oberhalb steht die Kirche der Evangelischen Paulus-Kirchengemeinde Tempelhof.


Das Viertel wird nun lebendiger: Ein Zwischenstopp auf ein Eis lohnt sich linker Hand der Manfred-von-Richthofen-Straße bei Fräulein Frost, die Eisdiele unterhält hier eine Filiale ihres Stammhauses in Kreuzberg. Etwas herzhafter kann ich dir wenige hundert Meter weiter das Restaurant The Luftbrücke empfehlen, sein Name erinnert an die Zeit, als der Flughafen Tempelhof wichtiger Zielflughafen für die Luftbrücke war, um Berlin mit Lebensmitteln zu versorgen.
In der nächsten Querstraße links, im Schulenburgring Nummer 2, erinnert eine Gedenktafel an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin. Wir stehen vor einem großen Altbau, hier befand sich der Gefechtsstand des Befehlshabers der 8. sowjetischen Gardearmee. Für Berlin endete hier der Zweite Weltkrieg, als General Weidling am 2. Mai 1945 als Befehlshaber des Verteidigungsbereiches Berlin den Befehl unterzeichnete, sofort die Kampfhandlungen einzustellen. Eine eigene Website arbeitet die Geschichte dieses Hauses auf.


Nun sind es nur noch wenige Meter auf der Manfred-von-Richthofen-Straße bis wir das Denkmal zur Berliner Luftbrücke, die „Hungerharke“ erreichen. Hier endet unsere Tour. Wer nun noch weitermachen will, kann das Gelände des Tempelhofer Felds und den früheren Flughafen Tempelhof erkunden – oder ganz einfach im Biergarten am THF Tower Platz nehmen und die Tour ausklingen lassen.
