Berlin ist ein Dorf – die Aussage überrascht, aber gewissermaßen stimmt sie fast: Denn ich stelle dir hier die acht schönsten Dörfer in Berlin vor – die Millionenstadt bietet nicht nur tristes Grau, sondern mindestens genauso viel Grün in dörflicher Idylle. Die meisten der Orte sind Angerdörfer – die Häuser und Höfe reihen sich um die Kirche auf der Dorfaue in der Mitte. Viele Berliner Dörfer gründen sich auf alte slawische Siedlungen und sind mehr als 500 Jahre alt. Manche sind heute noch umgeben von Wasser, Wiesen und Wald, andere liegen mitten in der urbanen Großstadt oder stehen im Schatten moderner Platten.

Jedes der acht Dörfer hat seinen Charme und ist einen Besuch wert – in der Regel solltest du mindestens einen halben Tag für einen Dorfbesuch einplanen, denn manchmal ist die Anreise schon etwas weiter.

Alt-Marzahn mit seiner Bockwindmühle

Das Angerdorf Alt-Marzahn ist schon im 13. Jahrhundert gegründet worden und eins der schönsten Dörfer in Berlin – es hielt der Großstadt Berlin bis heute stand. Idyllisch blieb es vom Großsiedlungsbau der damaligen Zeit der DDR verschont, heute liegt das Dorf im Schatten der Platten.

Der Alte Fritz hat ab 1764 Handwerker und Bauern angelockt, um sie in Marzahn anzusiedeln. Die Siedler kamen übrigens aus der Pfalz und brachten ihre eigenen Kulturpflanzen mit. So standen dann plötzlich Blumenkohl oder Spargel bei den Berlinern auf dem Tisch. Die beeindruckende dörfliche Struktur ist bis heute erhalten, vieles zeugt noch heute vom dörflichen Leben: kleine Läden, die alte Feuerwehr oder die schöne Dorfkirche.

Sehenswert und wahrscheinlich in ganz Berlin bekannt ist die alte Bockwindmühle, die tatsächlich noch voll funktionsfähig ist. Früher standen unzählige Windmühlen in Berlin, mittlerweile sind nur noch wenige übrig geblieben. In der Marzahner Bockwindmühle arbeitet mittlerweile der vierzehnte Müller, an einzelnen Tagen kannst du auch Führungen durch die Mühle bekommen oder echtes Marzahner frisch gemahlenes Mehl erwerben.

Unterhalb der Bockwindmühle kann es durchaus vorkommen, dass einige Schafe das Gras kurz halten, sie gehören zum Tierhof Alt-Marzahn gleich um die Ecke. Gegenüber stellt der Hof auch alte landwirtschaftliche Arbeitsgeräte aus, die du dir auch zeigen und erklären lassen kannst. Wenn du dir nach dem Besuch eine Pause, ein Bier oder ein regionales Essen gönnen möchtest, empfehle ich dir das Landhaus Marzahner Krug, gleich wenige Schritte weiter.

Hier nehme ich dich mit auf eine Tour durch das Angerdorf Alt-Marzahn, diese dörfliche Idylle darfst du dir nicht entgehen lassen.

Das Kolk-Viertel – älteste Siedlung Spandaus

Es soll sogar Berliner geben, die noch nie etwas vom Kolk-Viertel gehört haben, dabei ist es die älteste Siedlung der Spandauer Altstadt – wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert – mit schmalen Gassen, einem mittelalterlichen Brunnen und sogar ein Stück Stadtmauer steht hier noch. Die Marienkirche im Kolk-Viertel ist die zweitälteste katholische Kirche in Berlin.

Die Geschichte des Kolk-Viertels hängt eng mit der Zitadelle Spandau zusammen, die gleich nebenan zu finden ist. Früher befand sich hier eine slawische Siedlung, die Bewohner der Siedlung mussten Frondienste auf der Burg, der heutigen Zitadelle, verrichten. Später lebten die Bewohner des Kolk vor allem vom Fischfang, denn die Siedlung ist noch heute umgeben von Wasser.

Beinahe romantisch kommt das Kolk-Viertel daher, die holperigen engen Gassen mit ihrem Kopfsteinpflaster und die teils windschiefen Fachwerkhäuser lassen dich in eine andere Zeit eintauchen. Am besten läufst du an dem letzten Stück Spandauer Stadtmauer entlang, das noch in seiner ursprünglichen Form, sechs Meter hoch, erhalten ist. Die meisten Fachwerkhäuser sind liebevoll restauriert. Dazwischen fällt dein Blick auf die Alte Kolkschänke, heute ein wenig verfallen, hier befand sich einst die alte Kiezkneipe, in der schon die Soldaten verkehrt haben sollen, die auf der Zitadelle stationiert waren.

Hier geht es zum Kolk-Viertel in Spandau – wenn du romantisch verzaubert sein möchtest, darfst du dir das Viertel nicht entgehen lassen.

Das beschauliche Alt-Kaulsdorf

Auch Alt-Kaulsdorf ist ein typisches Angerdorf: Die Dorfkirche in der Mitte, drumherum siedelten sich kleine Wohnhäuser und Höfe an. Das Dorf entstand wohl schon vor 1200, allerdings auf dem Grund einer slawischen Siedlung, die hier früher war. Die alte Dorfkirche rührt aus dieser Zeit um 1250.

Seit 1347 ist das Dorf auch amtlich in einer Schenkungsurkunde des Markgrafender Teil der Geschichte: Alt-Kaulsdorf ist eines der schönen alten Dörfer in Berlin, das den Charme des früheren Dorflebens versprüht. Kopfsteingepflasterte Straßen, nur leider zu viele Autos aus der Neuzeit, die dort parken. Trotzdem ist Alt-Kaulsdorf beschaulich sehenswert.

Im alten Dorfkern um die Dorfstraße findest du noch fein sanierte Bauern- und Bürgerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im Krieg hatte Alt-Kaulsdorf trotzdem zu leiden: Die Spitze des Turms der alten Dorfkirche ist im Zweiten Weltkrieg von deutschen Flakhelfern abgeschossen und erst im Jahr 1999 denkmalgerecht rekonstruiert worden.

Hier geht es zum Dorf Alt-Kaulsdorf – dörfliche Idylle mitten in der Stadt, das ist schon etwas ganz besonderes.

Alt Lübars – das nördlichste Dorf Berlins

Es ist das letzte noch weitgehend komplett erhaltene Dorf Berlins: Das Angerdorf Alt Lübars im Norden Berlins weit ab von der Großstadt, dafür zwischen Wiesen und Feldern idyllisch im Grünen.

Kopfsteinpflaster, Landwirtschaft, historische Wohnhäuser: Mitten in Alt Lübars erhebt sich die barocke Dorfkirche aus dem späten 18. Jahrhundert. Das Dorf selbst stammt aus dem 13. Jahrhundert und gehörte zum Benediktinerinnen Kloster in Spandau, deshalb rührt die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1247. Auch in diesem Angerdorf war die Die Dorfaue der Mittelpunkt des Dorflebens. Hier entstand die Dorfkirche, gleich nebendran befindet sich noch heute der Dorfteich.

Der Rundgang durch das Dorf ist lohnenswert: Die alten kleinen Gebäude, das Feuerwehrhaus, die Schule, das Gasthaus – sie alle beeindrucken mit ihrem dörflichen Charme und es ist Liebe auf den ersten Blick.

Zu Zeiten der Berliner Mauer war Alt Lübars übrigens ein Teil West-Berlins und somit ein Kuriosum im westlichen Berliner Großstadt-Flair, denn es war die einzige Fläche Berlins, in der bis heute Landwirtschaft betrieben wurde. Lübars ist ein Ortsteil des Bezirks Reinickendorf in Berlin und das älteste Dorf Berlins.

Nur ein BVG-Bus und natürlich mein Blog bringen dich ins diese dörfliche Idylle nach Alt Lübars.

Böhmisches Dorf – mitten in Neukölln

In Böhmisch-Rixdorf oder kurz Böhmisches Dorf genannt siedelten sich im 18. Jahrhundert protestantische Glaubensflüchtlinge aus Böhmen an. Sie waren in der Landwirtschaft, vor allem aber als Handwerker tätig und mussten ihre Heimat verlassen, wenn sie nicht wieder katholisch werden wollten. Straßennamen wie der Herrnhuter Weg zeugen von der böhmischen Heimat. So gründete sich 1737 dieses kleine Dorf am Rande von Berlin – heute mittendrin im quirligen Neukölln.

Von den kleinen dörflichen Häusern mit ihren Vorgärten sind heute noch viele erhalten und wirken ein wenig eigentümlich zwischen den Gebäuden der Großstadt Berlin. Dazu die alten Straßenlaternen, das Kopfsteinpflaster auf den Gassen – als würdest du eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen. Das stadtgeschichtliche Museum in der Kirchgasse 5 lohnt einen Besuch, genauso wie die fast 400 Jahre alte Rixdorfer Schmiede,  die älteste Schmiede Berlins, die noch in Betrieb ist oder die Bethlehemskirche. 

Hier geht es zum Böhmischen Dorf Rixdorf in Berlin, lass dich von der Idylle in der großen Stadt verzaubern.

Alt-Marienfelde

Der märkische Dorfkern von Alt-Marienfelde gehört mit zu den am besten erhaltenen Dorfanlagen Berlins. Heute ist der Dorfkern verkehrsberuhigt und auf den alten Gassen träumst du unweigerlich von einer dörflichen Idylle alter Zeit. Mittendrin erhebt sich die Dorfkirche Marienfelde, eine Feldsteinkirche, die um ca. 1220 entstanden ist und damit wohl die älteste Dorfkirche Berlins ist. Um die Kirche und den Dorfanger herum hat sich der Dorfkern gebildet mit altem Feuerwehrhaus, Gutshof und Gasthäusern.

Der Eingang zum Dorfkern von Alt-Marienfelde liegt ein wenig versteckt – am Dorfteich vorbei führt die Straße Alt-Marienfelde auf den Dorfanger mit der alten Feldsteinkirche zu. Direkt am Dorfanger gelegen findest du den alten Bauernhof, der heute den Namen „Bauer Lehmann“ führt. Das Wohnhaus wurde 1844 erbaut und ist noch heute weitgehend im Originalzustand.

Gegründet wurde Marienfelde zusammen mit Mariendorf um ca. 1220 durch die Tempelritter des Tempelorden. Eine erste urkundlich erhaltene Erwähnung ist aus dem Jahre 1344 dokumentiert.

Hier geht es zum Dorfanger von Alt-Marienfelde, komm mit und tauche ein in die alte Zeit auf dem Dorf.

Alt-Kladow am Wannsee

Ein schönes kleines Dorf am Wannsee, schnuckelig und so ruhig und doch so nah an der großen Stadt. Alt-Kladow kannst du ganz entspannt über den Wannsee mit der Fähre erreichen. Kladow ist ein Platzdorf, das vermutlich schon im 12. Jahrhundert besiedelt war und ursprünglich auf eine slawische Siedlung zurückgeht. Eine erste Urkunde bezeugt das Dorf erstmals 1267 als Clodow. Wie auch Alt Lübars gehörte Alt-Kladow einst zum Benediktinerinnen Kloster in Spandau

Die Gebäude im Dorfkern von Alt-Kladow stammen aus dem frühen 17. und 18. Jahrhundert. Lohnenswert ist ein Besuch der alten Dorfkirche, sie stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und ist täglich von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Ganz in der Nähe von Alt-Kladow liegt der Flugplatz Gatow. Das Museum auf dem Flugplatzgelände ist eine Außenstelle des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden. Hier am historischen Ort werden Wissen und Geschichten aus über 120 Jahren militärischer Luftfahrt und Luftkrieg gezeigt.

Hier führe ich dich in meinem Blog direkt nach Alt-Kladow – lass dich vom Dorf in der Millionenstadt verzaubern.

Das Fischerdorf Rahnsdorf an der Müggelspree

Abgelegener und ruhiger kannst du es in Berlin wahrscheinlich gar nicht haben. Wenn du zu Fuß in das Fischerdorf Rahnsdorf kommst, wirst du über staubige Wege und hartes Kopfsteinpflaster stolpern, ganz wie früher. Die alten Kastanien am Wegesrand und hunderte Jahre alte Gebäude, wirklich beeindruckend. Du kannst aber auch mit verschiedenen Fährverbindungen nach Rahnsdorf gelangen, denn Rahnsdorf ist ein altes Fischerdorf und mehr als 500 Jahre alt.

Ein Hingucker im Dorf ist alte Flatter-Ulme: Über 500 Jahre steht sie am Platz, sie hat Brände im 19. Jahrhundert überlebt und altert in Würde gestürzt von Eisen.

Das Fischerdorf Rahnsdorf ringt sich wie ein Hufeisen um seine alte Dorfkirche, die das Symbol des Fisches schon bei der Wetterfahne aufgreift, aber auch im Inneren an den Bänken ist der Fisch zusehen und am Chorfenster siehst du natürlich den Fischzug Petri. Auch Rahnsdorf geht auf einen slawischen Ursprung zurück und wurde 1375 erstmals urkundlich erwähnt. Rund 100 Jahre später erhält Rahnsdorf Fischereirechte – und hat sie bis heute.

Jeden Morgen fährt Fischer Andreas Thamm gegen 5 Uhr auf den Müggelsee hinaus, seit mehr als 35 Jahren. An den Sommerwochenenden heizt er den Räucherofen an und verkauft seine frischen Fische an die Ausflügler. Aal, Forelle und Karpfen stehen auf der Karte. Am Fähranleger lohnt es bei der Müggelsee-Fischerei einzukehren, sie ist allerdings nur am Wochenende geöffnet.

Für mich ist Rahnsdorf das schönste Dorf in Berlin – wenn du die Idylle zwischen Wasser und Grün besuchen möchtest, findest du den Weg dorthin hier in meinem Blog.