Die urbane Großstadt Berlin kann ganz schön dörflich: Das habe ich dir in meinem Blog schon mit dem Fischerdorf Rahnsdorf gezeigt oder mit Alt-Kladow am Wannsee, natürlich gehört auch das Böhmische Dorf mitten in Neukölln in die Dorf-Liste Berlin und das Kolkviertel in Spandau darf man sicher auch als dörflich bezeichnen. Mit dieser Tour führe ich dich in ein weiteres erhaltenes Berliner Dorf nach Alt-Marzahn.

Für den Ausflug nach Alt-Marzahn solltest du dir einen halben Tag Zeit nehmen, bitte beachte natürlich – je nachdem, von wo du losstartest – kann die Anreise etwas länger dauern. Am Besten nimmst du die Stadtbahn und fährst mit der S7 bis zum S-Bahnhof Marzahn, von dort geht es weiter mit dem Bus 192 bis zur Haltestelle „Hinter der Mühle“.

Damit starten wir an der absoluten Attraktion von Alt-Marzahn, an der alten Bockwindmühle, die tatsächlich noch voll funktionsfähig ist. Früher standen unzählige Windmühlen in Berlin, mittlerweile sind nur noch wenige übrig geblieben. In der Marzahner Bockwindmühle arbeitet mittlerweile der vierzehnte Müller, an einzelnen Tagen kannst du auch Führungen durch die Mühle bekommen oder echtes Marzahner frisch gemahlenes Mehl erwerben.

Unterhalb der Bockwindmühle kann es durchaus vorkommen, dass einige Schafe das Gras kurz halten, sie gehören zum Tierhof Alt-Marzahn gleich um die Ecke. Gegenüber stellt der Hof auch alte landwirtschaftliche Arbeitsgeräte aus, die du dir auch zeigen und erklären lassen kannst. Auf jeden Fall lohnt auch ein Besuch des Hofs – dazu folgst du der Straße Hinter der Mühle und biegst am Parkplatz rechts ab (einmal um das Gebäude des Bestatters herum gehen) und biegst rechts ins Dorf Alt-Marzahn ein. Sofort empfängt dich das Kopfsteinpflaster der alten Gassen und es öffnet sich der Blick ins Dorfinnere. Auf der rechten Seite ist dann gleich der Tierhof.

Mit dem Besuch des Tierhofs bist du schon voll ins dörfliche Leben von Alt-Marzahn eingetaucht: Im 13. Jahrhundert ist Alt-Marzahn als Angerdorf gegründet worden und ist noch heute bestens erhalten – trotz der Hochhäuser „Platten“ die das Dorf umgeben, du kannst kaum ein Foto machen, ohne den Beton mit drauf zu haben 😉

Der Alten Fritz hat damals Handwerker und Bauern angelockt, um dich in Marzahn anzusiedeln, ab 1764 war das. Die Siedler kamen übrigens aus der Pfalz und brachten ihre eigenen Kulturpflanzen mit. So standen dann plötzlich Blumenkohl oder Spargel bei den Berlinern auf dem Tisch. Die beeindruckende dörfliche Struktur ist bis heute erhalten, vieles zeugt noch heute vom dörflichen Leben: kleine Läden, die alte Feuerwehr oder die schöne Dorfkirche.

Wir folgen nun dem kopfsteingepflasterten Weg Alt-Marzahn auf der rechten Seite. Gleich hinter der Kirche kommen wir zum Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, es zeigt die Geschichte des Bezirks und berichtet auch, wie die Platten, die heute Alt-Marzahn umgeben, entstanden sind. Glücklicherweise ist das Dorf nicht der rasanten Umgestaltung im 20. Jahrhunderts durch das Wohnungsbauprogramm der DDR zum Opfer gefallen. Wenn du dir nach dem Besuch eine Pause, ein Bier oder ein regionales Essen gönnen möchtest, empfehle ich dir das Landhaus Marzahner Krug, gleich wenige Schritte weiter.

Weiter geht es auf dem kopfsteingepflasterten Weg Alt-Marzahn bis auf der rechten Seite ein weiterer Gutshof zum Besuch einlädt: Im Hofgut „Lebensmut“ kannst du in einem Bauernladen mit breiten Angebot einkaufen oder die Scheune mit dem Flohmarkt besuchen. Hinter dem Hof steht ein gemeinnütziger Verein, der sich für alte Menschen, für Menschen mit Behinderung jeglicher Art sowie für Menschen in sozialen Krisensituationen stark macht.

Damit sind wir auch schon so gut wie am Ende des Dorfes Alt-Marzahn angekommen – wenn du magst, kannst du dich jetzt auf den absoluten architektonischen Gegensatz einlassen und die Landsberger Allee überqueren. Wenn du dich Richtung S-Bahnhof Marzahn orientierst, bekommst du den vollen Eindruck des Plattenbaus in der früheren DDR, aber Obacht: Im früheren West-Berlin stehen mindestens genauso viele Hasenkästen aus Beton! Wenn du schwindelfrei bist, lohnt ein besuch auf dem Skywalk Marzahn. In 70 Metern Höhe steigst du vom Dach eines typischen Plattenbaus direkt über oder auch auf die Marzahner Promenade in luftiger Höhe und hast einen Blick bis zum Kienberg und auf den ganzen Stadtteil Marzahn-Hellersdorf. Die Aussichtsplattformkannst du ausschließlich in Begleitung eines Skywalk-Guides betreten. Die einstündige Führung ist kostenlos, erfordert allerdings eine vorherige Anmeldung. Warum du hier im Blog keine Bilder findest? Sicher eine tolle Sache, aber nix für mich 🙂

Kategorien: AllgemeinSehenswürdigkeiten

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