Darf ich vorstellen? Die 12 schönsten Hinterhöfe Berlins. Die Stadt lebt förmlich vom Charme alter Industrie- und Wohnkultur, das Leben in Berlin spielte sich oft in Hinterhöfen ab. Teilweise urban grau und spröde, oft aber auch grüne ruhige Idyllen ab vom Lärm der Großstadt. Ich stelle dir die für mich 12 schönsten Hinterhöfe der Hauptstadt vor und beginne mit den Favoriten. Aber: Alle von mir beschriebenen Höfe haben Charme und lohnen einen Besuch. Dabei habe ich darauf geachtet, dass du alle Hinterhöfe ungehindert betreten kannst. Hier in dieser Liste findest du auch noch weitere Hinterhöfe, die ich nicht aufgeführt habe.
Die vorgestellten Hinterhöfe liegen in Mitte, Kreuzberg und Wedding verstreut – es empfiehlt sich also, die Höfe direkt anzusteuern. Im Scheunenviertel in Mitte ballen sich die Empfehlungen, hier kannst du gleich mehrere Höfe nacheinander besuchen. Ich empfehle deshalb auch meinen Spaziergang durch das Scheunenviertel.


Platz 1: Die Alte Münze am Molkenmarkt
Vom Spreeufer betrachtet gibt sich die Alte Münze am Molkenmarkt wie ein typischer Verwaltungsbau aus alter Zeit, der Innenhof lässt noch erahnen, wie es zugegangen sein muss: Hier ist früher mal die DDR Währung geprägt worden, später auch die D-Mark. Die Kraft des Wasser war nötig, um die Münzprägung in Gang zu setzen, das Wasser trieb die schweren Maschinen an. Heute bietet das Gebäude Raum für Kunst- und Kulturschaffende, junge Berliner Kreative und Veranstaltungen.
Wenn du den Innenhof betrittst, tauchst du noch heute ein in die Zeit der Münzproduktion im frühen 20. Jahrhundert. Besonders empfehlen möchte ich dir eine grüne Oase im Hof: Das feine kleine Café Greens – Coffee & Plants: Tolle Kuchen, Tarten und Cookies – du kannst auch draußen im Hof sitzen.
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Platz 2: Das Haus Schwarzenberg in Mitte
Das Haus Schwarzenberg in Mitte präsentiert sich mit seinem alternativen Charme, als wäre die DDR noch lebendig. Die Fassaden des Hofes geben sich grau und nicht renoviert und doch bunt und farbenfroh verschönert. In den 1930er Jahren betrieb hier Otto Weidt eine Bürstenwerkstatt, in den 80er Jahren entdeckten Künstlerinnen und Künstler das Haus und gründeten den Verein Schwarzenberg e.V. Im Hinterhof triffst du heute auf Künstlerateliers, ein Programmkino, auf Gedenkstätten wie die Bürstenwerkstatt Otto Weidt, deren Inhaber zahlreiche jüdische Mitbürger vor dem Tod im KZ bewahrte oder du kannst das Café Cinema besuchen. Seit 2016 ist dieser Ort „legal“ mit Nutzungsvertrag.
Der Name des Hauses geht zurück auf den Landkreis Schwarzenberg im Erzgebirge, dahinter steht eine ungewöhnliche Geschichte: Wegen eines Missverständnisses rückten die alliierten Truppen zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur bis an die Grenzen Schwarzenbergs vor, der Landkreis blieb zunächst unbesetzt. Ein Komitee aus Sozialdemokraten, Kommunisten und KZ-Überlebenden vertrieb die Nazis und organisierte die Versorgung der Bevölkerung. Von dieser Zeit der „freien Republik Schwarzenberg“ haben Haus und Hof seinen Namen.
Der Hinterhof im Haus Schwarzenberg liegt direkt neben den Hackeschen Höfen, die ich dir in dieser Liste auch empfehle. Dort erst dem Luxus folgen, hier dann die urbane Stadt pflegen…
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Platz 3: Die Heckmannhöfe in Mitte
Die Heckmannhöfe im Scheunenviertel in Mitte sind für mich mit die schönsten Höfe Berlins. Vielfältig: Vorne links eine Bonbonmacherei. Weiter hinten rechts eine „Keksfabrik“ mit eigenem Keksautomaten. Noch weiter in die Höfe hinein gibt es Kaffee und Theater. Auch junge Kreative produzieren hier Kunst und Mode – ob Malerei, Fotografie, Schmuck oder individuelle Geschenkideen, alles das findest du in den Heckmannhöfen.
Die Höfe finden sich in der Spandauer Vorstadt, einst vor den Stadtmauern Berlins gelegen. Damals im 18. Jahrhundert gab es hier einen Holzhandel, es wurden Ställe und Unterstände für die Pferde und Wägen benötigt, die bis heute erhalten sind. Sehenswert, wenn du gerade einen Abstecher zur Oranienburger Straße planst.
Ein besonderer Fan bin ich von der Bonbonmacherei – wer auf Süßes steht, dem geht hier das Herz auf. Seit 1990 ist die Manufaktur am Werk und liefert alles von süß bis außergewöhnlich, sauer bis scharf, Karamell, Lakritz oder Honig bis zu Bonbons aus Heilkräutern. Alles natürlich auch bunt gemischt.
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Platz 4: Die Bäckerei Endorphina in Neukölln
Ein Kleinod am Rande von Neukölln: Die Bäckerei Endorphina findest du in einem alten industriell geprägten Hinterhof, früher wurden hier Obststiegen hergestellt. Wie der Besuch in einem Museum mutet es an, wenn du die Bäckerei mit Café im Hof besuchst.
Du bekommst Brot mit biologisch wertvollen Zutaten und du kannst beim Backen zuschauen. Dazu eine sehr familienfreundliche Location, die neben der Bäckerei und Café einen kleinen Hofladen beinhaltet, wie du ihn sonst wohl nur vom Dorf kennst.
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Platz 5: Die Werkstätten des Nordens im Wedding
Ein spannender Ort alter Industriekultur in gleich mehreren Hinterhöfen in der Gerichtstraße 23 im Wedding: Die ehemaligen Werkstätten des Nordens versprühen hier im Gesundbrunnen noch den Charme alter Zeit. Das Gebäudeensemble wird umrandet von der Gerichtstraße, den Gleisen der Ringbahn und der Panke. Das sehenswerte Ensemble wurde 1906 errichtet und ist bis heute erhalten.
Die Werkstätten des Nordens sind nicht nur eine lohnenswerte Foto-Location, heute finden sich hier ein Goldschmied, ein Fitnessstudio, Anbieter von Co-Working-Büros, eine Schreinerei und zahlreiche Ateliers, die von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern genutzt werden. Im Laufe der Zeit ist in diesem Ensemble auf einer Fläche von 16.500 Quadratmetern ein einzigartiges Zusammenwirken aus Wohnen und Arbeiten auf mehreren Höfen entstanden.
Weite Teile der Fläche werden von Loft-Vermietern, als Veranstaltungsort, von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern sowie Gewerbetreibenden genutzt, das Ensemble entwickelt sich ständig kreativ weiter. Zur Zeit seiner Entstehung lag das Gebäudeensemble noch vor den Toren der Stadt.
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Platz 6: Die Hackeschen Höfe in Mitte
Die Hackeschen Höfe in Mitte am Hackeschen Markt sind sehenswert und wahrscheinlich der Tourismusmagnet unter den Hinterhöfen Berlins. Jeder und jede muss hier gewesen sein. Das Gebäudeensemble ist schon beeindruckend: Historische Jugendstil-Fassaden, dazu acht kleine ruhige Hinterhöfe, ein Ort, um gut essen zu gehen, einzukaufen in ganz unterschiedlichen Shops, um Kultur und Nachtleben zu genießen oder einfach nur zu flanieren.
Das Ensemble aus acht Hinterhöfen wurde 1906 eröffnet – die Höfe waren von vorneherein für Kultur (der erste prachtvolle Hof), Gewerbe und Wohnen (auf den hinteren Höfen) gebaut.
Das Restaurant vorne links im ersten Hof ist sehr gut aber auch teuer. Wer sich bis in den letzten Hof vorwagt, findet einen Ampelmännchen-Shop. Zwischendrin kleine Läden, Kino und Café. Alter Charme, in der DDR-Zeit Parkplatz und unverändert gelassen, dann erst 1993 schick restauriert.
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Platz 7: Die Regenbogenfabrik in Kreuzberg
Es ist ein Ort zum Chillen, Arbeiten und Berlin genießen: Die Regenbogenfabrik ist vielfältig und bietet für jeden etwas – ein Kinder-, Kultur und Nachbarschaftszentrum zugleich: Du bekommst einen wunderbaren kleinen Mittagsimbiss oder Kultur im Café, du kannst günstig übernachten oder ein Fahrrad leihen. Wenn dein eigenes Rad Probleme macht, bekommst du Hilfe zur Selbsthilfe – nicht nur bei Fahrradproblemen, auch beim Arbeiten mit Holz in der hofeigenen Holzwerkstatt. Auch ein alternatives Kino findet sich auf dem Gelände.
Die Regenbogenfabrik ist ein 1981 gegründetes Alternativprojekt der Hausbesetzer der 80er Jahre in Kreuzberg und begann als Szene-Kollektiv verschiedener Gruppen und Werkstätten.
Das Gebäudeensemble am Landwehrkanal war früher ein Dampfsägewerk, entstanden in der Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts. In der Fabrik wurde zunächst Holz verarbeitet, später wurden hier Leime, Lacke und andere Produkte aus Chemikalien produziert. Die zu bearbeitenden Baumaterialien kamen per Schiff über den Landwehrkanal in die Fabrik. Heute steht das Ensemble unter Denkmalschutz.
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Platz 8: Der Kunsthof in Mitte
Das Scheunenviertel entlang der Oranienburger Straße birgt Einblicke in Herz und Geschichte Berlins: Spätestens wenn du einen der vielen Höfe ansteuerst, die in das Innere der Gebäudekomplexe führen. Keinesfalls solltest du den Kunsthof Berlin verpassen, denn er birgt für dich eine ganz besondere Überraschung.
Das Gebäudeensemble in der Oranienburger Straße 27 wurde schon von Anfang an im vorderen Teil als Schankwirtschaft gebaut und genutzt. Es entstand 1840 bis 1866 – typisch für das Berlin der Schinkel-Zeit – im klassizistischen Architekturstil. Bemerkenswert ist ein Belvedere, ein turmartiger Anbau, der an der linken Seite dem Quergebäude hinzugefügt wurde.
Besonders empfehlen kann ich dir im hinteren Teil des Hofs die Tadshikische Teestube: Du sitzt stilecht auf Sitzkissen und auf Teppichen im Schneidersitz vor niedrigen Tischen und genießt tadschikischen Tee mit heißem Wasser aus dem Samowar, dazu gibt es russische Speisen. Schuhe aus – heißt es, wenn du die Teestube und die weichen Teppiche betrittst.
Schon zu DDR-Zeiten war die Tadshikischen Teestube ein Geheimtipp: Noch heute ist sie originalgetreu erhalten und war eigentlich 1974 die Attraktion im Sowjetischen Pavillon auf der Leipziger Messe. Danach wurde die Einrichtung zu einem Geschenk an die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, dort residierte die Tadshikischen Teestube von 1959 bis 1999 im Palais am Festungsgraben. Auch die Wende änderte nichts an der Anziehungskraft der Teestube, beinahe wäre sie geschlossen worden, doch heute findest du sie im Kunsthof an der Oranienburger Straße. Bitte unbedingt reservieren!
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Platz 9: Französische Küche im heimlichTreu
Feine französische Küche und das in einem historischen Hinterhof Berlins in Mitte am Rande des Prenzlauer Bergs: Bei heimlichTreu bekommst du neben diesem Ambiente französische Gerichte, hervorragende europäische Weine zusammen mit einem sehr guten, sympathischen Service. Die Gegend rund um die Anklamer Straße ist touristisch nicht so überlaufen, damit ist ein stressfreier ruhiger Abend für dich und deine Freunde garantiert.
Doch schon der historische Hinterhof in gelbem und rotem Backstein ist sehenswert: Er gehört der WeiberWirtschaft, sie ist Europas größte Frauengenossenschaft und Eigentümerin des Ensembles. Das Ziel der 1700 Genossenschafterinnen der WeiberWirtschaft: „Frauen wirtschaftlich stark machen!“
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Platz 10: Die Sophie-Gips-Höfe in Mitte
Die Mitte Berlins in der Spandauer Vorstadt ist geprägt von vielen historischen Innenhöfen. Die Sophie-Gips-Höfe kann ich dir sehr empfehlen, wenn du einen Eindruck von Architektur und moderner Gestaltung dieser Innenhöfe gewinnen möchtest. Die Höfe verbinden die Sophienstraße mit der Gipsstraße – deshalb der ungewöhnliche Name.
Die Sophie-Gips-Höfe sind im späten 19. Jahrhundert erbaut worden und dienten mit ihren drei Höfen zunächst als Nähmaschinenfabrik. Später wurden hier Fahrradketten, zu DDR-Zeiten dann technisch-medizinische Geräte hergestellt.
1995 kam zu dem Gebäudeensemble das unbebaute Nachbargrundstück zur Gipsstraße hinzu, so dass ein Durchgang zwischen beiden Straßen entstanden ist. Die Inhaber haben das Ensemble liebevoll restauriert und dabei darauf geachtet, dass die Geschichte der Gebäude einschließlich der Kriegsschäden erhalten geblieben ist.
Attraktion der Höfe sind die private Kunstsammlung der Familie Hoffmann, für viele aber schlicht das frische Brot und der gute Kuchen aus dem Hinterhof. Eine minimalistische Bäckerei, die ihr Brot wieder selber macht ist das Sofi in den Sophie-Gips-Höfen. Neben Brot bekommst du Backspezialitäten wie Kuchen oder Cookies, dazu einen Filterkaffee. Hip und angesagt ist der Laden in der schicken Mitte, deshalb kann es gut sein, dass du Schlange stehen musst.
Hier geht’s direkt zu meinem Platz 10 der Hinterhöfe, in die Sophie-Gips-Höfe in Mitte.

Platz 11: Der Erdmannshof in Kreuzberg am Landwehrkanal
Kaffee ist gerade voll im Trend, besonders in Berlin. Das Café Concierge im Erdmannshof ist ein Geheimtipp am Paul-Linke-Ufer in Kreuzberg. Sehr zu empfehlen. Drinnen etwas wenig Platz, denn die damals leer stehende Pförtnerloge einer Kreuzberger Gewerbeanlage ist eine ziemlich kleine Location für ein Café 😉Im Sommer holst du dir den Kaffee am geöffneten Fenster und sitzt im Innenhof oder im Garten.
Dafür kannst du bei deinem Kaffee urbane Hinterhofromantik genießen. Das Ensemble besteht aus einem Mietshaus und aus einem Gewerbehof mit vier Hinterhöfen. Es wurde im Jahr 1909 erbaut für Kistenfabrikanten Otto Erdmann erbaut. Heute ist der Erdmannshof ein Baudenkmal.
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Platz 12: Die Rosenhöfe in Mitte
Die Rosenhöfe findest du in Mitte in der Rosenthaler Straße – sie sind ein kleiner Rückzugsort zwischen all dem Mitte-Schick und Trubel auf den Straßen drumherum. Kleine Läden und Bistros laden dich zum Bummeln oder Verweilen ein, um einfach die Schönheit der Rosenhöfe zu genießen, denn hier ist alles mit Liebe zum Detail dekoriert.
Die Rosenhöfe sind zwei durch einen großen Durchgang verbundene Höfe mit Bauten ganz verschiedener Epochen: Da ist die historische Bausubstanz von vor rund 250 Jahren – sie trifft auf zeitgenössische DDR-Architektur aus den 50er Jahren. Der Name der Rosenhöfe spielt mit dieser Verbindung, trifft doch hier das neobarocke Vorderhaus an der Rosenthaler Straße mit seiner hölzernen Wendeltreppe auf eine Verbindung zu den Hackeschen Höfen im hinteren Teil des Ensembles.
Die Rosenhöfe bieten Platz für Läden, Büros und Dienstleistungen, bei der Restaurierung wurden viele Wände herausgerissen, heute dominieren verglaste Vordächer die Passage. Wer durch die Hackeschen Höfe flaniert, landet unweigerlich auch in den Rosenhöfen.
Hier geht’s direkt zu meinem Platz 12 der Hinterhöfe, zu den Rosenhöfen in Mitte.
Du kennst weitere Kleinode der Hinterhöfe in Berlin?
Dann freue ich mich über deine Tipps, gerne ergänze ich meine Empfehlungen.