Mit dieser Tour von Wedding nach Mitte entlang des Mauerwegs möchte ich dir einen Spaziergang vorstellen, der dir einen entspannten Nachmittag offerieren soll. Wir klappern nicht in erster Linie Berliner Sehenswürdigkeiten ab, sondern genießen vielmehr spannende Blickwinkel und Facetten entlang des Berliner Mauerwegs von Wedding bis nach Mitte.
Für diese Tour benötigst du ungefähr einen halben Tag – du kannst sie daher gut mit meinem Spaziergang durch das Regierungsviertel verbinden, wenn du dir dann noch die volle Dröhnung Sehenswürdigkeiten geben möchtest 😉
Wir starten unsere Tour am S-Bahnhof Gesundbrunnen, den Bahnhof erreichst du am Besten mit der Ringbahn (S41/S42) oder mit der Nord-Süd-S-Bahn also zum Beispiel den Linien S1/S2/S25). Wir verlassen den Bahnhof in südlicher Richtung zur Brunnenstraße. Auf der rechten Seite dürfen wir nun viel Natur genießen, wir besuchen zunächst den Volkspark Humboldthain und durchqueren ihn in westlicher Richtung. Vor uns baut sich gleich ein mächtiger Anblick auf, hier stehen die Reste des Flakturms Humboldthain, der von hier freie Sicht für seine Geschütze brauchte, um die Stadt Richtung Osten zu verteidigen. Diesem Kriegsgeschehen fiel auch die Himmelfahrtskirche zum Opfer, deren Fundamente man hier im Park in einem Geschichtsfenster sehen kann. Wir nehmen nun den Ausgang des Parks zur Wiesenstraße.
Von hier aus schlendern wir durch einige sehr ruhige und entspannte Straßenzüge von Wedding – zunächst biegen wir schräg gegenüber des Parkausgangs in die Grenzstraße ein, überqueren die S-Bahn-Gleise und laufen nach links in die Gartenstraße. Hier möchte ich deinen Blick auf das idyllische Grün richten, das dich hier empfängt – ein Zwischenstopp vielleicht sogar auf einen Kaffee im Himmelbeet lohnt sich. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein wunderbarer Gemeinschaftsgarten.
Wir folgen der Gartenstraße weiter, bis wir einen Kreisverkehr erreichen, hier stehen die beeindruckenden Liesenbrücken, ein fantastisches Fotomotiv, wie ich finde. Eingangs der Liesenstraße steht sogar noch ein kleines Stück der Berliner Mauer – hier biegen wir auch in die Liesenstraße ein.
In der Liesenstraße lohnt sich nun ein Abstecher auf den alten Domfriedhof der St. Hedwigs-Gemeinde. Noch heute ist dieser Friedhof gezeichnet von den Zeiten der Teilung der Stadt – die Berliner Mauer durchschnitt den Friedhof gnadenlos. Dadurch ist heute hin zur Liesenstraße eine Freifläche entstanden, auf der früher der Todesstreifen war. So finden sich zum Beispiel noch Reste der Hinterlandmauer, die hier den Friedhof durchschnitten hat.
Etwas weiter am Ende des Friedhofs findet sich ein ungewöhnlicher Anblick: Hier steht das ehemalige Kuppelkreuz des Berliner Doms. Es musste bei Restaurierungsarbeiten abgetragen werden, da es drohte hinunterzustürzen. Hier auf dem Friedhof hat es einen neuen würdigen Platz gefunden – der Berliner Dom hat längst ein neues Kreuz auf der Kuppel 🙂 Wir verlassen den Friedhof und folgen der Liesenstraße bis wir die Chausseestraße erreichen.
Dort findet sich noch ein besonderes Straßenkunstwerk: Wenn du genau hinschaust, entdeckst du noch einige Kaninchen im Asphalt. Warum gerade Kaninchen mag man sich fragen? Ganz einfach, sie waren die einzigen, die zur Zeiten der Mauer hier frei und glücklich auf dem Todestreifen der Grenzanlagen unterwegs waren.
Wir folgen weiter dem Mauerweg und biegen nun rechts in die Chausseestraße ein, ein kurzes Stück danach geht es schon links in die Boyenstraße – rechts ist ein Sportzentrum und wir folgen der Straße bis es nicht mehr weitergeht. Dann biegen wir rechts in die Straße An der Kieler Brücke und wir gelangen zum Nordhafen-Vorbecken – hier mündet die Panke in den Berlin-Spandauer-Schifffahrtkanal. Entlang des Ufers des Kanals wollen wir nun weiterlaufen.
Wir folgen dem Kanal, bis wir linker Hand noch einen alten DDR-Grenzturm entdecken können – in diesem Turm befindet sich heute die Gedenkstätte Günter Litfin. Der Ort erinnert an das erste Maueropfer. Erschossen beim Versuch in die Freiheit zu schwimmen. Der Turm ist am Wochenende für Besucher geöffnet und du kannst die steile Treppe ganz nach oben steigen.
Weiter geht es entlang des Ufers des Berlin-Spandauer-Schifffahrtkanals – bis wir schon wieder einen Friedhof erreichen, den Invalidenfriedhof. Auch dieser Ort trägt noch Spuren von Teilung und Berliner Mauer, mehrere Stücke der Hinterlandmauer sind noch bis heute erhalten.
Linker Hand erreichen wir bald das Bundesministerium für Wirtschaft, bis sich rechts der Hamburger Bahnhof zeigt. Dort kannst du heute wunderbar am Wasser sitzen, ein Restaurant im Bahnhof bietet dir auch auf diesem Außenbereich Kaffee und kühle Getränke an. Diesen Zwischenstopp würde ich auf unserer Tour nutzen, bevor es weitergeht.
Nach unserem Zwischenstopp überqueren wir die Invalidenstraße: Links sehen wir schon die roten Backsteingebäude der alt ehrwürdigen Charité. Hier lohnt sich ein Abstecher ins medizinhistorische Museum, aber schon der ganze Gebäudekomplex ist sehenswert – wir laufen einmal quer hindurch, bis wir am Charitéplatz die Schumannstraße erreichen.
Nun sind wir schon so gut wie am Ende unserer Tour angekommen. Wir biegen rechts in die Schumannstraße ein und erreichen bald die Spree mit Blick auf die Kronprinzenbrücke. Linker Hand steht das Haus der Bundespressekonferenz und gleich dahinter ein weiteres Mauer-Denkmal: Das Parlament der Bäume. Mittendrin ein noch erhaltenes Stück der Berliner Mauer – der Aktionskünstler Ben Wagin hat diesen Ort geschaffen. Er war Baumversteher und engagiert für die Umwelt – schon viel früher, als grüne Politik ernsthaft eine Rolle spielte.
Gegenüber siehst du schon die Gebäude des Regierungsviertels, so dass du nun am Ende dieser Tour in meinem Spaziergang durch das Regierungsviertel wechseln kannst. Wenn nicht, empfehle ich dir am Spreeufer Richtung Hauptbahnhof zu laufen, dort kommst du am Futurium vorbei, das mehrere Szenarien der Zukunft darstellen will. Spannend! Lohnenswert ist auch der Blick von der Dachterrasse. Und wie immer am Ende meiner Tour noch ein Tipp, wo du gut einkehren kannst: Ich empfehle die entweder den Zollpackhof mit großem Biergarten an der Spree oder das kleine Fachwerkhaus Restaurant Paris-Moskau mit gehobener Küche.