Bei diesem Spaziergang durchs Grüne von Alt Lübars in den Wedding verspreche ich dir Natur pur – und das mitten in der urbanen Hauptstadt Berlin. Idyllischer kann es nicht sein: Wir starten im Dorfkern von Alt Lübars, folgen dem Mauerweg, wir lernen Wilhelmsruh und den Volkspark Schönholz kennen und folgen schließlich der Panke bis ins Herz vom Wedding.
Wenn du es gemütlich angehen lassen und rechts und links schauen möchtest, solltest du für diese Tour einen ganzen Tag einplanen. Mit schnellerem Schritt bist du im Laufe des Nachmittags wieder in Berlin.
Wir starten unsere Tour mit dem Bus 222, er bringt uns direkt in den alten Dorfkern von Alt Lübars. Den Bus erreichst du am besten ab der S-Bahnstation Waidmannslust mit der S1 ab Friedrichstraße. Idealerweise steigst du eine Station vor dem Dorfkern aus dem Bus aus (Zabel-Krüger-Damm), dann kannst du erstmal Kraft für die Tour tanken und in der Eisdiele Angelina mit einem guten Kaffee oder einem Eisbecher starten.
Historischer Dorfkern von Alt Lübars
Alt Lübars liegt ganz im Norden Berlins. Kopfsteinpflaster, Landwirtschaft, historische Wohnhäuser: Mittendrin erhebt sich die barocke Dorfkirche aus dem späten 18. Jahrhundert. Zu Zeiten der Berliner Mauer war Alt Lübars übrigens ein Teil West-Berlins und somit ein Kuriosum im westlichen Berliner Großstadt-Flair, denn es war die einzige Fläche Berlins, in der bis heute Landwirtschaft betrieben wurde. Wir folgen der alten Dorfstraße, bis wir das Dorf verlassen und in den Schildower Weg einbiegen. Wir bewegen uns übrigens durch ein Naturschutzgebiet, die Wege solltest du bitte nicht verlassen.
Quelle: Karte von berlin.de
So bleibt uns auch nur der Blick übers Feld, um den Sprintwiesenteich linker Hand zu entdecken. Dafür belohnt uns der Weg einige hundert Meter weiter mit der Osterquelle, aus der mehr oder weniger stark das Wasser sprudelt. Die erfrischende Kühle der Quelle spürst du in jedem Fall.
Sobald wir die Quelle hinter uns gelassen haben, biegen wir den zweiten (!) Weg rechts ein in die Obstallee und folgen dem Kolonnenweg des früheren Mauerstreifens. Der Berliner Mauerweg ist ein etwa 160 Kilometer langer Rad- und Fußwanderweg in Berlin und Brandenburg. Wir folgen diesem Weg durch die Felder schnurgeradeaus, bis wir eine kleine Eisenbahnstrecke erreichen, hier biegen wir ein und folgen den Schienen und dem Mauerweg nun Richtung Westen.
Villensiedlung Wilhelmsruh
Irgendwann empfängt uns rechts eine Kleingartensiedlung und wir erreichen bewohntes Gebiet. Wir folgen aber dem Grünen Band Berlin-Rosenthal bis wir den Wilhelmsruher Damm erreichen. Hier solltest du nun besonders auf die Wegfolge achten, denn wir betreten nun eine weitere Kleingartenanlage, in der sich Fuchs- und Igelweg die Hand geben. Wichtig ist, dass du irgendwann den Nordgraben erreichst, dem du dann nach links folgst, bis du ihn überqueren kannst. Du läufst am anderen Ufer etwas zurück und biegst links in die Hielscherstraße ein.
Quelle: Karte von berlin.de
Wir durchlaufen nun Wilhelmsruh, das seinem Namen alle Ehre macht, Wilhelmsruh gehört zu den Berliner Villenvororten. Hier laufen wir auch an der imposanten Luther-Kirche vorbei. Die Landhäuser und Villen sind weitestgehend Ende des 19. Jahrhunderts entstanden – Wilhelmsruh hat dadurch einen eher kleinstädtischen Charakter.
Hinter der Kirche biegen wir die zweite links ein in die Garibaldistraße, ihr folgen wir bis zum Wilhelmsruher See. Am Ufer gegenüber folgen wir dem Weg entlang eines Sportplatzes und erreichen bald das Sowjetische Ehrenmal Schönholzer Heide – ein kurzer Abstecher dorthin lohnt in jedem Fall. Hinter dem Mahnmal überqueren wir den Kreisel und biegen in den Volkspark Schönholzer Heide ein.
Volkspark Schönholzer Heide
Der Volkspark Schönholzer Heide liegt nun schon im Ortsteil Niederschönhausen, wir durchqueren den Park fast komplett von West nach Ost. Schönholz ist ein weitgehend naturbelassener, hügeliger Waldpark mit einer Fläche von etwa 35 Hektar und einem Naturlehrpfad, außerdem kannst du dich auf den Liegewiesen niederlassen.
In den 30er-Jahren war die Schönholzer Heide als Luna-Park ein beliebtes Ausflugsziel bei den Berlinern: Zu den Attraktionen zählte eine 18 Meter hohe Himalaya-Bahn, verschiedene Tanzpavillons oder auch die Traumstadt Liliput, in der Kleinwüchsige zur Schau gestellt wurden – ja, richtig gelesen, es waren die 30er Jahre.
Aus Gründen endet mit dem Krieg die Geschichte des Vergnügungsparks, das Areal wird zum Zwangsarbeiterlager, ein Bunker soll diesen Menschen Schutz vor Bombenangriffen liefern – makabererweise nannte man das Lager dann Luna-Lager und so heißt auch der Bunker, den du bis heute in der Schönholzer Heide findest, noch so. Du findest ihn an der Hermann-Hesse-Straße zwischen Paul-Zobel-Sportplatz und der Schießanlage Schloss Schönholz. Du stößt in der Schönholzer Heide auch auf eine Gräberanlage für 352 Menschen – die Anlage zeugt von der Not dieser Zeit, denn die meisten im Frühjahr 1945 bis Anfang 1946 Verstorbenen sind Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft geworden.
Am Ende des Volksparks Schönholzer Heide erreichen wir die Hermann-Hesse-Straße, auf der gegenüberliegenden Straßenseite schließt sich schon der Friedhof Pankow III an. Wir sind zurück auf dem Mauerweg und folgen dem Friedhof entlang der Straße Am Bürgerpark, die uns direkt zum Bürgerpark Pankow führen würde. Sobald wir aber die Panke überquert haben, biegen wir rechts ein und folgen dem Flussbett nun in die Stadt.
Schlussetappe in den Wedding
Nachdem wir nun so viel gesehen haben, bietet sich vorher eine Pause im Café Mirabelle an. Wir folgen dem Ufer der Panke eine ganze Zeit, durchqueren die Kleingärtnerkolonie Pankow (trau dich ruhig hindurchzugehen, der Weg ist zu den Öffnungszeiten tagsüber begehbar), wir überqueren die Soldiner Straße und die belebte Osloer Straße, kommen an alten Fabrikhallen vorbei, bis wir in die Uferstraße einbiegen können.
Dort erreichen wir nun links die Uferhallen, die einst ein Betriebsgelände für die Straßenbahn waren. Die Uferhallen sind heute denkmalgeschützt und einer der zentralen Orte der Berliner Kunst- und Kulturproduktion – allerdings wie immer: Zukunft ungewiss. Wir folgen den Uferhallen, bis wir auf der rechten Sete das Café Pförtner im ehemaligen BVG-Betriebswerk erreichen. Ein originelles Café erwartet uns am Ziel unserer Tour, das Pförtnerhaus-Café mit eigenem Linienbus.